Direkt zum Inhalt

Ökologie: Lachslaus hüpft von Beute zum Jäger

Eine Fischlaus von Zuchtlachsen hat Überlebensstrategien für die Lebensgefahr entwickelt, mitsamt seines von ihm befallenen Opfers von einem größeren Räuber verspeist zu werden: Sobald ein größere Raubfisch zuschnappt, lässt der Ektoparasit vom bisherigen Opfer ab und verbeißt sich stattdessen in den Schuppen des Jägers. Dieses Verhalten der blutsaugenden Lepeophtheirus salmonis haben nun Larry Dill von der Simon Fraser University in Australien und seine Kollegen erstmals in naturnahen Experimenten beobachtet.

Parasiten haben verschiedene Strategien entwickelt, um den Tod ihrer Wirte, auf die sie selbst angewiesen sind, zu überleben. Wenige andere Ektoparasiten verlassen zum Beispiel sterbende Wirte, etwa manche Zecken und Flöhe, um auf Aasfresser umzusteigen. Bislang war Fischläusen aber ähnliches nicht zugetraut worden, weil die Infektion der Fische im Normalfall nur durch spezialisierte Invasionsformen des Parasiten erfolgt. Nun aber zeigen die Versuche von Dill und Kollegen, dass auch ausgewachsene Lachsläuse von ihren Hauptwirten, den Lachsarten Oncorhynchus gorboscha und O. keta, geziehlt auf die größeren Raubfische wie die Cutthroat-Forelle O. clarki oder den Coho (O. kisutch) zuschwimmen und sich an sie heften, sobald diese die kleineren Fische angreifen und zu verspeisen beginnen.

Den notgedrungenen Wirtswechsel vollziehen allerdings meist nur männliche Schmarotzer, so die Autoren weiter. Dies könnte mit der größeren Beweglichkeit der kleineren Männchen zusammenhängen, spekulieren die Forscher, oder aber in der Fortpflanzungsstrategie der Fischläuse begründet sein. Bei den polygynen Tieren sollte die Erfolg versprechenste Strategie des männlichen Geschlechts sein, möglichst aktiv möglichst viele Weibchen zu suchen und zu begatten.

Lachsläuse gelten als große Bedrohung kommerzieller Fischfarmen, in denen wegen des begrenzten Habitatraums oft viele Tiere infiziert werden. In freier Wildbahn sind nur rund fünf Prozent von O. gorboscha und O. keta von Lepeophtheirus salmonis befallen. (jo)

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

  • Quellen
Connors, B.M. et al.: Trophic transmission of parasitic sea lice in a salmonid predator–prey system. In: Proceedings of the Royal Society Biology Letters 10.1098/rsbl.2008.0276, 2008.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.