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Landwirtschaft: Gen-Mais nutzt der Gesundheit

Gentechnisch veränderte Nutzpflanzen stoßen europaweit auf Ablehnung. Dabei könnten sie der Gesundheit der Nutzer vielleicht sogar Gutes tun, wie eine Metastudie zeigt.
Reifer Mais vor blauem Himmel auf einem Feld.

Weltweit nimmt der Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen seit 20 Jahren fast jährlich zu – nur Europa macht davon eine Ausnahme, denn die Verbraucher hier zu Lande gelten als diesen Produkten gegenüber sehr kritisch. Doch ist diese Skepsis wissenschaftlich tatsächlich berechtigt? Immer wieder haben groß angelegte Studien gezeigt, dass weder die Konsumenten noch die Umwelt durch die Grüne Gentechnik Gefahren ausgesetzt wären – zumindest keinen, die nicht auch durch die konventionelle Landwirtschaft auftreten. Zu diesem Ergebnis kommt jetzt eine weitere Metaanalyse, für die Wissenschaftler um Elisa Pellegrino von der Scuola Superiore Sant'Anna in Pisa insgesamt 6000 Studien einer Bewertung unterzogen haben, wie sie in "Scientific Reports" darlegen. In den verschiedensten Kategorien zeigen sie, dass gentechnisch veränderter Mais (GV-Mais) konventionellen Sorten weit überlegen ist – und dabei sogar die Umwelt wie die Gesundheit der Menschen schont.

GV-Mais bringt demnach weltweit je nach Standort durchschnittlich zwischen 5,6 und 24,5 Prozent höhere Erträge als konventionell produzierte Varianten. Gleichzeitig weisen die Ernten bis zu einem Drittel weniger Pilzgifte auf, welche die menschliche Gesundheit schwer belasten können: Sie gelten als potenziell Krebs auslösend und allergen. Mais aus normaler oder Biolandwirtschaft war laut der Metastudie deutlich häufiger und stärker belastet als GV-Mais. Unter "Genmais" versteht man überwiegend den so genannten Bt-Mais: Er wurde gentechnisch so verändert, dass er das Bt-Protein bildet, welches ursprünglich vom Bodenbakterium Bacillus thuringiensis erzeugt wird und tödlich auf Insekten wirkt. Das verantwortliche Gen wurde ins Erbgut des Bt-Maises eingeschleust und sorgt dort ebenfalls dafür, dass sich Fressfeinde beim Knabbern am Maisblatt vergiften. Insektenfraß schwächt die Pflanze allerdings so, dass Pilze sie leichter befallen können. Mit dem Bt-Mais gelang es daher nicht nur, den Einsatz von Insektiziden zu reduzieren – wie die Forscher ebenfalls zeigen –, sondern sekundär auch die Pilzgiftkontamination zu senken. Die Konzentration von drei verschiedenen Pilztoxinen lag beim GV-Mais jedenfalls um jeweils ein Drittel niedriger als bei der klassischen Konkurrenz.

Entgegen der landläufigen Meinung verschlechtert der Anbau von GV-Mais auch nicht die Lebensbedingungen von Insekten in Maisfeldern, die nicht gezielt als Schädlinge bekämpft werden – mit Ausnahme parasitärer Brackwespen, die den Maiszünsler (Ostrinia nubilalis) befallen. Dieser Schmetterling wird von Landwirten gefürchtet und soll mit Bt-Mais in Schach gehalten werden. Dies gelinge mit der gentechnisch veränderten Variante sehr gut. Mit sinkendem Bestand nehme dann aber auch die Zahl der spezialisierten Brackwespen ab, so die Forscher. Andere Arten waren hingegen im Rahmen der untersuchten Studien nicht betroffen. Ihre Studie spreche daher angesichts der besseren Erträge und geringeren Pilzbelastung und mangels zusätzlicher ökologischer Risiken für den Anbau von GV-Mais, schreiben Pellegrino und Co. Die Debatte dürfte dennoch weitergehen.

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