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Evolution: Lange Kindheit bei frühen Menschen

Unterkiefer aus Jebel Irhoud
Schon vor 160 000 Jahren dauerte eine Kindheit genauso lange wie heute, fanden jetzt Forscher heraus, die den Unterkiefer eines frühen Homo-sapiens-Kindes aus Marokko untersucht hatten. Das Team vom Leipziger Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie und der französischen European Synchrotron Radiation Facility stieß damit auf den bislang ältesten Beleg für dieses typisch menschliche Merkmal.

Synchrotron-Aufnahme des Zahnes | Das Synchrotronbild der Probe aus dem Schneidezahn zeigt die Wachstumslinien (weiße Pfeile) mit zehn Linien pro Tag (weiße Klammern). Der Maßstabsbalken entspricht 0,2 Millimeter.
Während bei anderen Homo-Arten – wie dem Neandertaler – und ihren Vorgängern die Kindesentwicklung ähnlich rasch verlief wie bei heutigen Schimpansen, zeigten die Wachstumsringe im Zahnschmelz des Fossils bereits die verlängerte Kindheitsphase moderner Menschen. Auch die Backenzähne des Kindes brachen vergleichsweise spät durch. Die nur wenige Hundertstel Millimeter großen Wachstumslinien machten die Forscher um Tanya Smith mit Hilfe der hochauflösenden dreidimensionalen Synchrotron-Mikrotomografie sichtbar.

Vermutlich habe sich bereits der frühe Homo sapiens in sozialer, biologischer und kultureller Hinsicht so stark verändert, dass Kinder mehr Zeit benötigt hätten, um alles Notwendige zu lernen, schreiben die Wissenschaftler. Eine zu frühe Selbstständigkeit hätte in diesem Fall mehr geschadet als genutzt. (jd)

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