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Fortpflanzung: Langes Leben für die Liebe

So romantisch das Zirpen der Grillen in einer Sommernacht auch klingen mag: Der Schein trügt. Hinter dem fantasievollen Minnesang der kleinen Insekten tobt der härteste Konkurrenzkampf. Und ein intimes Rendezvous ist bei manchen Spezies noch lange kein Garant für den Fortpflanzungserfolg.
Schon lange zeichnet sich ab, dass bei Insekten mit der Paarung der Wettbewerb der Männchen untereinander noch lange nicht beendet ist. Wessen Spermien und damit Erbanlagen schließlich das Rennen machen werden, entscheiden ganz andere Faktoren.

So auch bei der australischen Feldgrillen Teleogryllus oceanicus: Bei dieser Art heften die Männchen ihre Spermien in Form einer kompakten Masse, der so genannten Spermatophore, an das Weibchen. Diese Art der Fortpfanzung machte sie zum geeigneten Forschungsobjekt, denn relativ leicht lässt sich so bei ihnen die Qualität des Spermas schon optisch feststellen und erlaubt treffsichere Prognosen zur Fruchtbarkeit des Männchens.

Wie Francisco García-González and Leigh Simmons von der Universität von Western Australia berichten, gilt bei diesen Insekten in Reproduktionsfragen offenbar die Devise: Qualität vor Quantität. Im Versuch mit ausgewählten Exemplaren erwiesen sich die Männchen als am fruchtbarsten, deren Spermien die größte Lebensfähigkeit aufwiesen. Auch zeigte sich, dass jüngere Exemplare deutlich weniger vitale Spermien als ihre Geschlechtsgenossen mittleren Alters produzieren. Keine Rolle für den Reproduktionserfolg spielte dagegen die Menge des Samens oder seine Größe.

Vor dem Hintergrund dieser Beobachtungen interessieren sich García-González und seine Kollegen jetzt insbesondere für die Frage, ob es Grillenmännchen gibt, die sich diesen Wettbewerbsvorteil gezielt zu eigen machen und mehr Energie in besseres Sperma investieren. Bei einigen Fischarten haben Studien zufolge die Männchen diese Anpassungsfähigkeit gezeigt und ihre Chancen im Wettbewerb der Spermien und damit ihre Vaterschaftsaussichten verbessert.

Dass auch Grillen durchaus zu strategischen Verhaltensänderungen fähig sind, haben Studien an anderen Grillenarten aufgedeckt. Weil deren Weibchen die Spermienpakete nach der Paarung gern als willkommene Poteinergänzung naschen, geben die Männchen zuerst einige fast leere Spermatophoren quasi als Brautgeschenk ab. Erst wenn das Weibchen satt ist, rückt das Männchen mit dem gefüllten Samenpaket heraus. Liebe geht eben doch durch den Magen.

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