Biologisches Alter: Jung gebliebenes Gehirn verspricht langes Leben

Ein jung gebliebenes Gehirn lässt auf eine hohe Lebenserwartung hoffen, wie eine aktuelle Langzeitstudie ergab. Ein Forschungsteam von der Stanford University hatte das biologische Alter von Gehirn, Muskeln, Herz, Lunge, Arterien, Leber, Nieren, Bauchspeicheldrüse, Immunsystem, Darm und Fettgewebe anhand von Indikatoren im Blutplasma von 40 000 Personen analysiert und beobachtet, wie sich ihre Gesundheit im Verlauf von 17 Jahren entwickelte. Laut den in der Fachzeitschrift »Nature Medicine« veröffentlichten Ergebnissen beeinflusst unter anderem der Lebensstil die unterschiedlich schnelle Alterung diverser Organe.
Die Arbeitsgruppe untersuchte Menschen im Alter von 40 bis 70 Jahren anhand von Daten aus der UK Biobank. Hierbei handelt es sich um eine groß angelegte Langzeiterhebung, in der von den Teilnehmenden regelmäßig medizinische Informationen erhoben werden. Eine spezielle Labortechnologie erlaubte es, rund 2900 Proteine im Blutplasma jeder Person zu erfassen. Einige dieser Moleküle stammen jeweils aus einem bestimmten Organsystem, andere lassen sich gleich mehreren zuordnen. Anhand der gefundenen Werte ließen sich so durchschnittliche, jeweils altersgemäße Proteinprofile für jedes Organ ableiten.
Der Schlüssel zur Langlebigkeit
Bei einem jung gebliebenen Gehirn entspricht das Proteinprofil dem typischen Profil wesentlich jüngerer Menschen. Es fanden sich sowohl Teilnehmer, bei denen bestimmte Organe deutlich langsamer als im Durchschnitt alterten, als auch so genannte »extrem alternde« Personen, bei denen eines oder sogar mehrere Organe offenbar rapide abbauten. Ein laut Proteinprofil vorzeitig gealtertes Herz sagte beispielsweise ein gesteigertes Risiko von Vorhofflimmern oder Herzinsuffizienz voraus; ein biologisch altes Gehirn eine stark erhöhte Gefahr, später an Alzheimer zu erkranken. Wer dagegen ein sehr jung gebliebenes Gehirn oder Immunsystem besaß, hatte prinzipiell gute Chancen, besonders lange zu leben.
Es fanden sich zahlreiche statistische Zusammenhänge von biologischem Organalter und Lebensstilfaktoren, von Sport über Ernährung bis hin zur Einnahme von Vitamin C. Sie sind laut den Autoren »vorsichtig zu interpretieren«. Ob eine ursächliche Verbindung besteht, muss weitere Forschung erst beweisen. Rauchen und Alkoholkonsum waren aber auffällig oft mit einem vorzeitig gealterten Gehirn assoziiert. Dagegen ging ein jung gebliebenes Gehirn häufiger mit intensiver körperlicher Aktivität einher.
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