Direkt zum Inhalt

News: Laplace gegen Tandem

Im Herbst 2008 wird die europäische Weltraumorganisation ESA entscheiden, ob ihre nächste Raumsonde zu Jupiter oder Saturn fliegen soll. Der Start der Mission ist für 2018 geplant.
Nach Horizon 2000 und Horizon 2000+ stellte die ESA im Oktober 2007 mit Cosmic Vision ihr drittes Langzeitprogramm für zukünftige Weltraummissionen vor. Die Erforschung unseres Sonnensystems ist dabei erneut ein Hauptziel. Nachdem europäische Sonden bereits die Planeten Venus und Mars umkreisen und BepiColombo voraussichtlich 2013 zu Merkur aufbrechen wird, plant die ESA nun auch Missionen zu Jupiter und Saturn. Das Budget der ESA erlaubt aber nur einen Flug ins äußere Planetensystem.

Der Orbiter Laplace, benannt nach dem französischen Mathematiker und Astronomen Pierre-Simon de Laplace, soll Jupiter und insbesondere seinen viertgrößten Mond Europa besuchen. Unter der eisigen Kruste des Trabanten vermuten Wissenschaftler einen Ozean aus flüssigem Wasser. Laplace könnte nach Meinung von Experten eine Sonde absetzen, die auf der Oberfläche von Europa einschlägt und anschließend ihre chemische Zusammensetzung analysiert. Ein ähnliches Vorgehen war bereits bei einem Projektil der Raumsonde Deep-Impact erfolgreich, welches im Jahre 2005 kontrolliert auf dem Kometen Tempel 1 abstürzte. Die Wissenschaftler interessiert unter anderem die Frage, ob der kleinste der vier Galileischen Monde Leben beherbergt.
Jupiter und die galileischen Monde | Der Große Rote Fleck auf Jupiter und die vier galileischen Monde (Fotomontage), aufgenommen von der amerikanischen Raumsonde Galileo. Die ESA-Mission Laplace soll insbesondere den kleinsten galileischen Mond Europa (zweiter von oben) untersuchen.


Vorbeiflüge von früheren Raumsonden – Pioneer, Voyager, Cassini und kürzlich New Horizons – zeigten, dass Jupiter und seine Monde ein eigenes kleines Sonnensystem darstellen. Ihre Entstehungsgeschichte ähnelt stark dem Prozess, der auch zur Bildung unseres Planetensystems führte. Zudem könnte es in der Atmosphäre des Gasriesens selbst ebenfalls eine „habitable Zone" geben, einen Bereich, in dem geeignete Bedingungen für die Entstehung von Leben herrschen.

Laplace – ein Gemeinschaftsprojekt von ESA und NASA – soll bei diesen offenen Fragen ansetzen. Eine intensive Erforschung des Jupitersystems wird aber auch unser Verständnis der bisher rund 280 entdeckten Exoplaneten verbessern. Da die meisten von ihnen Gasriesen wie Jupiter sind, haben wir sozusagen ein Musterexemplar dieser schwierig zu beobachtenden Himmelskörper direkt vor unserer Haustür.

In direkter Konkurrenz zu Laplace steht die Mission Tandem, die als Nachfolgerin der Raumsonde Cassini-Huygens den Ringplaneten Saturn erkunden soll. Ihre Hauptziele sind die beiden Saturntrabanten Titan und Enceladus. Untersuchungen mit Cassini enthüllten, dass auch der Eismond Enceladus organisches Material aufweist. Hier soll, ähnlich wie bei der Mission Laplace, neben dem Orbiter ein Projektil genutzt werden, um mehr über die Zusammensetzung der Oberfläche zu erfahren. Diskutiert wird aber auch über eine kontrollierte Landung auf dem rund 500 Kilometer großen Mond. Auf Saturns größtem Mond Titan hingegen wollen die Wissenschaftler eine Sonde mit einer ballonartigen Konstruktion landen. Sie soll die dichte Atmosphäre des Trabanten durchqueren und mehrere Messinstrumente auf der Oberfläche absetzen.

Beide Missionen sollen also herausfinden, wo im äußeren Sonnensystem Leben möglich ist. Daneben erhoffen sich die Forscher detailliertere Einblicke in das Innere und die Entstehung der Gasriesen und ihrer Monde. Welche Mission tatsächlich realisiert wird, entscheiden aber am Ende nicht die Wissenschaftler, sondern die Ökonomen. Das Programm Cosmis Vision der ESA umfasst den Zeitraum von 2015 bis 2025. Es beinhaltet neben Missionen ins Sonnensystem auch die Erforschung der unbekannten Dunklen Materie und der Dunklen Energie sowie die Suche nach erdähnlichen Exoplaneten.

MS

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.