Direkt zum Inhalt

Ausgrabungsfunde: Lebensgefährlicher Uralt-Käse aus ägyptischem Grab

Ein italienisches Team hat sich auf »Archäofood« spezialisiert. Sein neuester Fund ist ein altägyptischer Käse aus Ramses' Zeiten. Aber Achtung: ungesund!
Ägyptischer Pharao (Symbolbild)

Vom »ältesten Käse der Welt« und den womöglich einst von ihm ausgehenden Gefahren berichtet eine Studie im Fachblatt »Analytical Chemistry«. Darin stellen Wissenschaftler um Enrico Greco von der Università di Catania Analysen vor, die sie an »organischen Spuren« in Behältnissen aus dem Grab des Ptahmes gemacht haben, der während der 19. Dynastie vor rund 3200 Jahren in Ägypten gestorben ist. Es handle sich eindeutig um die Überbleibsel alten Käses aus Kuh- sowie Schafs- oder Ziegenmilch, so die Forscher. Zudem fanden sie verräterische Hinweise auf Brucella-Bakterien: Keime, die noch heute als Infektionserreger in verunreinigten Milchprodukten gefürchtet sind.

Brucella-Keime finden sich bei unhygienischen Verhältnissen in unpasteurisierter Milch und den daraus hergestellten Produkten, somit auch in Käse. Sie verursachen die als Brucellose bekannte Lebensmittelvergiftung, die die Menschheit wohl seit jeher begleitet. Dass die Erkrankung auch im Neuen Reich des alten Ägypten unter der Herrschaft der Ramessiden vorkam, ist daher wenig überraschend. Tatsächlich gab es bisher immer nur indirekte Indizien, etwa an Mumien. Dem Team um Greco gelang nun ein direkter Nachweis von Peptiden, die typisch für die Anwesenheit von Brucella melitensis in Milch sind.

Entdeckt wurden die Altkäsereste in einem einst mit Tuch abgedeckten, im Lauf der Jahrtausende zerbrochenen Tongefäß. Dem vor Ort bestatteten Ptahmes – einem Angehörigen der Führungsschicht von Memphis im 13. Jahrhundert v. Chr. – diente der Käse wohl als Wegzehrung ins Jenseits. Das Grab war bereits 1885 erstmals archäologisch untersucht worden, dann aber, bis 2010 unter einer Sanddecke begraben, in Vergessenheit geraten, bis eine neue Ausgrabungskampagne begann.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.