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News: Lebenshilfe für Frühgeborene

Eine Bluttransfusion wirkt sich positiv auf den allgemeinen Gesundheitszustand von zu früh geborenen Kindern, die an Blutarmut leiden, aus. Bei drei Viertel aller Fälle bewirkt die Transfusion eine Linderung der Symptome, wie Blässe, Trinkschwäche und fehlende Gewichtszunahme. Lediglich bei weniger als einem Prozent der an Frühgeborenen vorgenommenen Bluttransfusionen traten unerwünschte Nebenreaktionen auf. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung von Dr. Mechthild Hubert, die am Zentrum für Kinderheilkunde der Universität zu Köln angefertigt wurde.
Die vorliegende Studie bewertet sämtliche in den Jahren 1984 – 1993 an der Kinderklinik der Universität zu Köln durchgeführten Bluttransfusionen bei Frühgeborenen. Während dieses Zeitraumes erhielten fast vierhundert zu früh geborene Kinder eine Bluttransfusion, das entspricht rund dreißig Prozent dieser Kinder. Der Anteil der Frühgeborenen, die eine Bluttransfusion erhalten, ist vom Entwicklungszustand der Kinder abhängig. So ist bei vier Fünftel der Kinder, die bis zur 28. Schwangerschaftswoche geboren werden, eine Bluttransfusion nötig. Von Kindern, die sich bis zur 37. Schwangerschaftswoche entwickelt haben, benötigt nur jedes Zehnte eine Bluttransfusion.

Prinzipiell gilt es, die Erfolgsaussichten einer Bluttransfusion bei Frühgeborenen gegen die mit der Transfusion verbundenen Risiken abzuwägen. Die Risiken bestehen zum einen in einer möglichen Überlastung des Organismus durch das erhöhte Blutvolumen. Die in Blutkonzentraten vorhandenen Konservierungsstoffe stellen ebenfalls eine Belastung des noch unreifen Organismus dar. Darüber hinaus birgt jede Bluttransfusion, wenn auch sehr selten, die Gefahr einer Virus- oder bakteriellen Infektion. Mögliche durch Bluttransfusionen übertragene Infektionen sind Cytomegalie (entzündliche Erkrankung der Speicheldrüsen), Hepatitiserkrankungen und HIV. Auch allgemeine Reaktionen, wie Fieber, können die Folge einer Bluttransfusion sein. Blutspenden durch die Eltern der Kinder bieten, im Gegensatz zu häufigen Annahmen, keinen medizinischen Vorteil, sondern sind langfristig eher mit Nachteilen behaftet. Dennoch stellt die Bluttransfusion bei korrekter Indikation und sorgfältiger Einhaltung aller Transfusionsvorschriften im allgemeinen eine sichere medizinische Maßnahme dar.

Mit der Untersuchung der Kölner Medizinerin liegt eine Orientierungshilfe vor, wann eine Bluttransfusion bei Frühgeborenen durchgeführt werden sollte bzw. in welchen Fällen von einer Transfusion abzusehen ist. Neben dem Ausgleich von Blutverlusten, kann auch die Behandlung von Blutarmut und ihrer Folgeerscheinungen, wie Atem- und Kreislaufstörungen, durch eine Bluttransfusion mit gutem Erfolg behandelt werden. Liegt eine Blutarmut ohne weitere Symptome vor, sollte jedoch auf eine Transfusion verzichtet werden. Wie die vorliegende Studie zeigt, führt die Bluttransfusion in diesen Fällen nicht zu einer verbesserten Entwicklung der Kinder.

Blutarmut bei Frühgeborenen wird nicht nur durch Bluttransfusionen behandelt. Zum einen lassen sich, so die Kölner Medizinerin, medizinisch bedingte Blutverluste, z.B. durch häufiges Blutabnehmen, soweit minimieren, daß auf eine Transfusion möglicherweise verzichtet werden kann. Zum anderen wird seit einigen Jahren das Medikament Erythropoetin in der Therapie von Blutarmut verabreicht. Gerade bei kleinen Frühgeborenen läßt sich durch die Anwendung dieses Arzneimittels, das die Bildung und Reifung der roten Blutkörperchen fördert, die Transfusionshäufigkeit reduzieren.

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