Verhaltensforschung: Leere Versprechen
Jeder mag Geschenke – so auch die in Europa heimische Listspinne (Pisaura mirabilis). Um seine Paarungschancen zu erhöhen, bringt das Männchen ein Brautgeschenk, meist ein Insekt, das es sorgfältig in Seide eingewickelt hat. Ist nichts Schmackhaftes aufzutreiben, blufft es aber schon mal und verpackt etwa einen Blumensamen.
Kommt der Spinnenmann so leicht davon? Ja und nein, sagen Maria Albo und ihre Kollegen von der dänischen Universität Aarhus. Sie statteteten geschlechtsreife Spinnenmännchen entweder mit einer Fliege oder einem ungenießbaren Ersatz aus. 70 Prozent der Tiere in der zweiten Gruppe boten das unnütze Objekt dem Weibchen an. Der Rest kam mit leeren Händen.
Die Weibchen wiederum ließen sich durch das Scheingeschenk zunächst überzeugen. Dagegen hatten Männchen ganz ohne Präsent fast keine Paarungschancen. Dauerhaft ließen sich die Damen jedoch nicht hinters Licht führen: Sie merkten nach einer Weile, dass an dem Päckchen etwas faul war und beendeten die Zeremonie frühzeitig. So übertrugen die betrügerischen Männchen zwar nachweislich weniger Spermien. Auf die Zahl der Nachkommen hatte das jedoch keinen Einfluss – was für den Bluff spricht!
In freier Wildbahn könnte das nach Einschätzung der Forscher allerdings anders aussehen, denn dort verkehren die Weibchen mit mehreren Verehrern, deren Spermien somit in unmittelbarer Konkurrenz zueinander stehen. Je länger die Paarung andauert, desto mehr Chancen hat "Mann" also, seine Gene zu verbreiten – was erklärt, warum die Männchen im Zweifelsfall dann doch ein anständiges Geschenk bevorzugen. (mb)
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