Weil die Männchen alles übertönen, sind Wissenschaftler bisher meist davon ausgegangen, daß Froschweibchen selbst gar nicht quaken. So hatte sich auch die Forschung auf die Rufe der Männchen beschränkt. Die indische Herpetologin Debjani Roy von der North Eastern Hill University in Shillong hörte jedoch etwas genauer hin, und siehe da: Auch die Weibchen beteiligen sich am abendlichen Konzert.

Nächtelang hörten die Wissenschaftlerin und ihre Kollegen den kleinen quakenden Gesellen zu. Und wie sie auf der 17. Internationalen Ethologen-Konferenz in Bangalore berichten konnten, hat sich die Mühe gelohnt: Mit Mikrophonen zeichneten sie die tiefen und leisen Töne von Froschweibchen drei verschiedener Arten auf. Ein ganz seltenes Ereignis, denn nur in 15 von insgesamt 148 Nächten meldeten sich die Damen zu Wort.

Anschließend suchten die Forscher nach der Stimme, bei der Froschweibchen schwach werden. Aus verschiedenen Lautsprechern spielten sie den Weibchen Tonaufnahmen von potentiellen Heiratskandidaten vor. Die Wahl fiel schnell und eindeutig auf den lautesten Quaker, denn hinter ihm verbirgt sich das schwerste und größte Männchen – sicherlich der beste Kandidat für ordentlichen Nachwuchs. Die Weibchen antworteten seinen Rufen und bewegten sich auf den Lautsprecher zu, hinter dem sie ihren Paarungspartner vermuteten.

Auch in der freien Natur sind die Damen wählerisch und suchen sich ihren Liebsten gut aus. Bei den Baumfröschen gehört er zu den ersten im Chor, und das sind meistens die größten Männchen. Die Weibchen setzen sich geduldig an seine Seite. Wenn der Auserwählte sie in einer Pause zu Wort kommen läßt, flüstern sie ihm leise ihre Zuneigung ins Ohr. Der Bräutigam bricht daraufhin in lautes Triumphgequake aus – dann folgt die Hochzeitsnacht.

Siehe auch

• Spektrum Ticker vom 24.3.1999
  "Wenn tropische Frösche einen gemischten Chor bilden"
  (nur für Ticker-Abonnenten zugänglich)
  
• Spektrum der Wissenschaft 11/95, Seite 90
  "Wie Frösche einander übertönen"
  (nur für Heft-Abonnenten online zugänglich)