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Vokabeltest: Die Nase lernt mit

Vokabeln zu pauken, ist mitunter frustrierend: Manche Wörter wollen einfach nicht hängen bleiben. Wie praktisch, dass die Nase dem Kopf auf die Sprünge helfen kann.
Frau riecht an einer Rose, während sie im Garten in einem Buch liest
Eine wohlriechende Lernumgebung kann Vorteile haben. Wer in Begleitung einer Rose zur Prüfung erscheint, muss allerdings mit Fragen rechnen.

Mehr verstehen, aber ohne dafür mehr lernen zu müssen? Das ist möglich, wie eine Freiburger Forschungsgruppe berichtet: Sie hat eine Methode getestet und für alltagstauglich befunden. Demnach genügt es, sich über mindestens drei Tage beim Lernen, Schlafen und in der Prüfung mit demselben Duft zu umgeben. Es ändere allerdings nichts daran, dass ein Teil der Wörter mit der Zeit wieder vergessen wird, wie das Team in den »Scientific Reports« schreibt.

Dass Düfte dem Gedächtnis auf die Sprünge helfen, ist schon länger bekannt. Die Biologin Jessica Knötzele von der Universität Freiburg und ihre Kollegen wollten nun wissen, wie sich der wiederholte Einsatz von einem Geruch kurz- und langfristig auf das Erinnerungsvermögen auswirkt. Zu dem Zweck ließen sie 165 Erwachsene an drei Tagen mit einem Online-Programm immer wieder dieselben 40 japanischen Vokabeln pauken. Dazwischen wurden alle Wörter online abgefragt: am ersten Tag direkt nach dem Lernen, am zweiten bis vierten Tag jeweils vor dem Lernen, dann noch einmal eine Woche und vier Wochen später. Die Prüfung bestand darin, zu jedem japanischen Wort die deutsche Übersetzung einzugeben. Danach wurde die korrekte Lösung angezeigt.

Vorab hatten die Teilnehmenden drei Umschläge erhalten, die entweder ein Granulat mit Rosenduft oder einen geruchlosen Füllstoff enthielten. Beschriftet waren sie mit »Lernen«, »Schlafen« oder »Testen«: Zu diesen Anlässen sollten die Versuchspersonen den betreffenden Umschlag neben sich legen. Eine Gruppe bekam drei Umschläge mit Rosenduft, eine andere Gruppe drei ohne Geruch. Bei zwei weiteren Gruppen gab es nur zum Lernen sowie entweder zum Schlafen oder zur Prüfung den Rosenduft. Die einen schliefen also ohne den Geruch, die anderen absolvierten die Tests geruchsfrei. Zwischen den Einsätzen sollten die Umschläge stets in luftdichten Beuteln lagern, damit der Duft nicht permanent in der Luft lag.

Dreifach duften hält besser

Ergebnis: Beim Abschlusstest am vierten Tag übersetzte die Gruppe mit Dreifach-Beduftung im Mittel 57 Prozent der japanischen Wörter richtig – rund 8,5 Prozent mehr als die anderen drei Gruppen, die mit 48 oder 49 Prozent ungefähr gleichauf lagen. Ein kleiner Vorsprung für die Dreifachduft-Gruppe war schon am zweiten Tag sichtbar, steigerte sich aber im Verlauf der drei Tage.

»Die Versuchspersonen zeigten einen deutlich größeren Lernerfolg, wenn der Duft sowohl während des Lernens, des Schlafens als auch während des Vokabeltests zum Einsatz kam«, sagt Jessica Knötzele, die das Experiment im Rahmen ihrer Masterarbeit durchführte. Der Duft könne jedoch nicht verhindern, dass ein Teil der Vokabeln ohne Wiederholung langsam wieder aus dem Gedächtnis entschwinde: Rund jede fünfte Vokabel hatten die Versuchspersonen vier Wochen später vergessen. Die Dreifachduft-Gruppe wusste zwar weiter am meisten, aber das ließ sich auf das höhere Ausgangsniveau zurückführen. Man könne immerhin spekulieren, »dass der Duft das Vergessen noch mindestens eine Woche verminderte«, schreiben Knötzele und ihre Kollegen.

Für die Praxis sind das trotzdem gute Nachrichten. Bisher sei man davon ausgegangen, dass der Geruch ausschließlich während einer sensiblen Schlafphase vorhanden sein dürfe, und um die zu ermitteln, bräuchte es ein Elektroenzephalogramm (EEG), berichtet Studienautor Jürgen Kornmeier, Direktor am Freiburger Institut für Grenzgebiete der Psychologie. Dem neuen Befund zufolge sei das aber nicht nötig: Der Duft dürfe die ganze Nacht in der Luft liegen. Wie viele Lernsessions und Nächte optimal sind, sei aber noch offen.

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