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Im Medizinschrank: Levocetirizin, neuer Arzneistoff gegen Heuschnupfen

Noch nicht lange ist Levocetirizin ohne Rezept erhältlich. Es soll die Klassiker unter den Allergiemedikamenten ergänzen. Doch hilft es genauso gut?
Vermeintlicher Heuschnupfen oder allergische Hautreaktionen sollten Sie immer von Arzt oder Ärztin begutachten lassen.

Tabletten gegen Kopfweh und Magenschmerzen, Salben für Brandwunden und Sportverletzungen – eine ordentliche Hausapotheke ist umfassend ausgestattet. Doch was für Wirkstoffe stecken eigentlich in den Medikamenten? Welche Mittel helfen wirklich, was ist umstritten? Und gibt es vielleicht eine gesündere Alternative? Wir werfen regelmäßig einen Blick auf die Mittel im Medizinschrank. Dieses Mal: Levocetirizin, das gegen Heuschnupfen helfen soll.

Wer kauft das?

Allergietabletten mit Levocetirizin wurden erst im Jahr 2019 aus der Verschreibungspflicht genommen. Seitdem bereichern sie die große Palette an Medikamenten, die Allergiker ohne Rezept in der Apotheke kaufen können. Die häufigste Allergie der Welt ist der Heuschnupfen, also eine allergische Reaktion der Atemwege auf Pflanzenpollen. In Deutschland hat jeder sechste Erwachsene und fast jedes zehnte Kind Heuschnupfen.

Wie wirkt das und wie gut?

Einmal täglich eingenommen hilft Levocetirizin aus Filmtabletten gegen Heuschnupfen und allergische Reaktionen der Haut, die Nesselsucht. Der Wirkstoff gehört zu den Antihistaminika. Er zirkuliert weniger als eine Stunde nach der Einnahme im Blut, bindet im Körper an H1-Rezeptoren und blockiert diese so für Histamine, jene Eiweiße, welche die typischen Allergiesymptome verursachen: Augentränen, Niesen, Naselaufen, Hautausschlag und Juckreiz. Verglichen mit Cetirizin, von dem Levocetirizin abgeleitet ist, bindet der neue Wirkstoff gezielter und länger an die Histaminrezeptoren, so dass die halbe Dosis reicht. Vor allem bei Hautquaddeln wirkte Levocetirizin in Studien besser als andere Mittel.

Was sind häufige Nebenwirkungen?

Wie viele Allergiemittel macht Levocetirizin bis zu zehn Prozent der Nutzerinnen und Nutzer müde. Wer Tabletten mit dem Wirkstoff einnimmt, sollte in dieser Zeit auf Alkohol verzichten, um die dämpfende Wirkung nicht noch zu verstärken. Übelkeit, Durchfall und Bauchweh können ebenso auftreten wie Mundtrockenheit, Kopfschmerzen und Schwindel. Für Schwangere, Stillende und Kinder, die jünger als sechs Jahre alt sind, ist Levocetirizin nicht geeignet.

Was ist die Alternative?

Es gibt jede Menge Allergiemittel in der Apotheke zu kaufen. Ein klassisches Antihistaminikum ist Cetirizin, das in Tablettenform seit Jahrzehnten auf dem Markt ist und aus dem Levocetirizin entwickelt wurde. Allergikern mit Asthma wird oft Desloratadin empfohlen, Schwangeren das etwas schwächer wirksame Loratadin. Beliebt ist auch Nasenspray mit den Wirkstoffen Mometason oder Azelastin.

Wann sollte man doch zum Arzt gehen?

Vermeintlicher Heuschnupfen oder allergische Hautreaktionen sollten Sie immer von Arzt oder Ärztin begutachten lassen – es ist nicht ratsam, nur auf Verdacht Allergietabletten zu nehmen. Wogegen der Körper allergisch ist, zeigen Prick-, Scratch- oder Intrakutantest oft eindeutig.

Die perfekte Hausapotheke

  • Hinein sollten auf jeden Fall: sterile Kompressen, Mullbinden, Verbandpäckchen und -watte. Ebenso diverse Pflaster, ein Dreiecktuch und Klammern, um Verbände festzustecken. Zudem ist es sinnvoll, eine Schere, ein Fieberthermometer, Einmalhandschuhe und Desinfektionsmittel parat zu haben.
  • Hilfreich sind die Regeln für erste Hilfe und eine Liste mit den wichtigsten Rufnummern (112, ärztlicher und zahnärztlicher Bereitschaftsdienst, Apothekennotdienst). In einer Notsituation vergisst man solche Nummern schnell.
  • Standardmedikamente sind Mittel gegen Herpes, Sodbrennen, Magenschmerzen, Durchfall oder Verstopfung, Fieber, Halsweh, Kopfschmerzen. Ebenso ratsam: Salben, die Brand- oder Sportverletzungen lindern.
  • Verschreibungspflichtige Arzneien wie zum Beispiel Blutdruckmittel oder Opiate gehören hingegen nicht in die Box.
  • Dunkel, kühl und trocken – so ist der perfekte Ort für die Hausapotheke. Bestenfalls steht sie also im Schlafzimmer oder Flur, nicht im Bad oder in der Küche.
  • Um Kinder zu schützen, sollte die Box abschließbar sein.
  • Für was war das noch gleich? Notizen auf der Verpackung und die Beipackzettel helfen.
  • Und wichtig: Prüfen Sie mindestens einmal im Jahr, ob noch alles drin und haltbar ist.

Alle Teile der Serie finden Sie auf der Sammelseite »Im Medizinschrank«.

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