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Partnerschaft: Liebe in Zeiten der Pandemie

Existenzängste und Isolation können eine Beziehung auf eine harte Probe stellen. Manche Paare wachsen in der Krise zusammen, andere driften weiter auseinander.
Junges Paar liegt auf der Couch und küsst sich

Glückliche Paare werden glücklicher und unglückliche werden unglücklicher – im Durchschnitt aber bleibt die Zufriedenheit mit der Beziehung gleich. Zu diesem Ergebnis kommt eine Längsschnittstudie zum Thema Partnerschaft, die zufällig kurz vor der Pandemie startete.

Im Dezember 2019 hatte die Psychologin Hannah Williamson von der University of Texas in Austin über eine Onlineplattform 1200 Versuchspersonen angeworben. Rund 650 von ihnen nahmen auch an den folgenden zwei Befragungen Ende März und Ende April teil, in einer Zeit also, als soziale Kontakte in den Vereinigten Staaten begrenzt und Schulen geschlossen wurden. Von den Befragten waren knapp zwei Drittel verheiratet; im Schnitt bestanden ihre Beziehungen rund 13 Jahre. Etwa 90 Prozent lebten zusammen, und mehr als 40 Prozent hatten minderjährige Kinder.

Sie alle gaben Auskunft darüber, wie glücklich und zufrieden sie insgesamt mit ihrer Beziehung waren, wie viele Konflikte sie hatten und wie sie Kritik oder Unaufmerksamkeit seitens ihres Partners interpretierten. Auch nach Stressfaktoren wurde gefragt. Infolge der Pandemie fühlten sich drei Viertel isoliert, 41 Prozent verdienten weniger Geld, und 12 Prozent verloren ihren Job.

Erstaunlicherweise schlug sich das im Mittel nicht im Liebesglück nieder: Die Versuchspersonen waren vorher einigermaßen zufrieden mit ihrer Beziehung (durchschnittlich 15,5 Punkte auf einer Skala von 0 bis 25). Und dieser Mittelwert veränderte sich während der ersten beiden Pandemiemonate nicht bedeutsam, unabhängig von demografischen Merkmalen wie Einkommen, Bildung, Kindern im Haus und Stresslevel.

Allerdings sah die Sache anders aus, wenn man Konflikte in der Partnerschaft mitberücksichtigte. Gab es wenig Streit und Ärger, so stieg die Zufriedenheit ausgehend von einem hohen Level von 17 bis 18 Punkten noch höher. Bestanden ohnehin schon Konflikte, war die Zufriedenheit von vornherein geringer und fiel noch weiter unter die 13,5 Punkte, laut Williamson die Schwelle zu handfesten Beziehungsproblemen.

Die Corona-Pandemie trifft demnach nicht alle gleich. Funktionierende Beziehungen werden noch besser, bei kriselnden Paaren geht es weiter bergab. Die Effekte glichen sich aber unterm Strich aus: »Die ersten Wochen der Pandemie haben die Beziehungszufriedenheit im Schnitt nicht gemindert«, schreibt Williamson in der Fachzeitschrift »Psychological Science«. Die Leute hätten ihrem Partner sogar mehr verziehen und negatives Verhalten weniger persönlich genommen. Sie schoben etwaige Probleme offenbar eher auf die Pandemie und ihre Folgen. Der ganz normale Alltagsstress werde dagegen als Ursache von Problemen häufig übersehen.

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