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News: Linderung bei Grippe

Pünktlich zum Beginn der Grippesaison stellten Wissenschaftler auf einer Tagung in San Diego zwei neue Medikamente vor, die sowohl Dauer als auch Symptome dieser häufigen Infektionskrankheit vermindern. Beide Medikamente wirken sehr ähnlich und lassen hoffen, daß bald eine wirksame Therapie gegen die meisten der gängigen Grippeviren-Stämme verfügbar ist.
Im Gegensatz zu den bisher auf den Markt befindlichen Medikamenten wirken die Pille GS4104 und das Nasenspray Zanamivir erstmals auch gegen Influenza B-Viren. Auf der 38. Interscience Conference on Antimicrobial Agents and Chemotherapy vom 24.-27.9.1998 in San Diego wurden zu diesen Medikamenten mehrere Studien vorgestellt.

In zwei Studien an insgesamt 1348 Patienten konnte gezeigt werden, daß GS4104 eine Grippeerkrankung um eineinhalb Tage verkürzt, wenn das Medikament innerhalb von 36 Stunden nach Auftreten der ersten Beschwerden eingenommen wird. Fieber, Husten, Gliederschmerzen und andere Symptome einer Grippe wurden im Gegensatz zu einer Kontrollgruppe, die mit einem unwirksamen Placebo behandelt wurde, um 25-40 Prozent vermindert. Außerdem wurde das Risiko von Komplikationen wie Entzündung der Nasennebenhöhlen oder der Bronchien um die Hälfte reduziert, erläuterte John Treanor von der University of Rochester.

In einer dritten Studie an über 1500 gesunden Erwachsenen konnten die Wissenschaftler weiterhin zeigen, daß GS4104 einer Grippe auch wirksam vorbeugt. Erwachsene, die über sechs Wochen GS4104 einnahmen, erkrankten lediglich zu einem Prozent. In der unbehandelten Kontrollgruppe waren es fünf Prozent.

Die Ergebnisse, die mit dem Nasenspray Zanamivir erzielt werden konnten, fielen ähnlich erfolgversprechend aus.

Sowohl Zanamivir als auch GS4104 gehören zur Substanzklasse der Neuraminidase-Hemmer. Neuraminidase ist ein Enzym, das von Grippeviren produziert wird. Dieses Enzym ermöglicht es den Viren, die infizierte Wirtszelle zu verlassen, sich weiter von Zelle zu Zelle auszubreiten und so eine Infektion erst zu ermöglichen. Wird die Neuraminidase medikamentös gehemmt, kann sich das Virus in Atemwegen und Lunge nicht weiter ausbreiten.

Wichtigste Waffe gegen eine Grippeerkrankung bleibt jedoch nach wie vor die jährliche Impfung. Wer sich nicht impfen lassen will, die Impfung vergißt oder bei wem sie nicht wirkt, wird in Zukunft allerdings wahrscheinlich auf Medikamente zurückgreifen können, die eine Grippe verkürzen, mildern und unter Umständen auch ganz verhindern.

Voraussichtlich wird GS4101 im nächsten Jahr auf dem amerikanischen Markt zugelassen. Zum Zeitpunkt, wann es in Deutschland für Patienten zur Verfügung steht, konnten Vertreter der herstellenden pharmazeutischen Firma keine genauen Angaben machen.

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