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Covid-19 und Umwelt: Lockdowns erhöhten globale Durchschnittstemperatur

Die strengen Regeln zur Eindämmung des Coronavirus im Frühjahr 2020 machten sich auch beim Klima bemerkbar. Vor allem in Gebieten mit starker Luftverschmutzung.
Luftverschmutzung

Wenn Klimatologen in einigen Jahren auf die Zeit zwischen 2020 und 2022 zurückblicken, werden sie sicher nur eine kleine Delle beim Anstieg wichtiger Treibhausgase feststellen. Die Coronakrise und die damit verbundenen Einschränkungen bremsten die Erderwärmung allenfalls minimal, weil in dieser Zeit weniger Kohlendioxid freigesetzt wurde. Ganz konkret erhöhte sich die globale Durchschnittstemperatur während der ersten globalen Lockdown-Welle im Frühjahr 2020 sogar noch, wie ein Team um Andrew Gettelman vom National Center for Atmospheric Research in den »Geophysical Research Letters« schreibt. Insgesamt lag die weltweite Mitteltemperatur um 0,1 bis 0,3 Grad Celsius höher, als man bei den damals vorherrschenden Bedingungen hätte erwarten dürfen.

Stark ausgeprägt war der Effekt in Regionen, in denen im Frühling besonders viele Aerosole in der Luft zu erwarten sind wie in Teilen Chinas, der USA oder Russlands. Hier betrug der Anstieg sogar 0,37 Grad Celsius, schreiben die Forscher und deuten damit auch schon auf die Ursache hin. »Luftverschmutzung kühlt den Planeten. Es ist also nachvollziehbar, dass sauberere Luft die Erde erwärmt«, sagt Gettelman.

Für ihre Studie nutzte die Gruppe zwei weltweit führende Klimamodelle, die sie mit Daten zum Wetter und zu den Luftverschmutzungen aus der Lockdown-Phase fütterten. Dadurch konnten sie den Einfluss der Aerosole wie Ruß, Schwefeltröpfchen und Stäube sowie anderer Partikel auf die Temperaturen berechnen, der bei normalen Wettermessungen wegen der üblichen Schwankungsbreite der Werte nicht herausstechen würde.

Der Effekt war prinzipiell in den mittleren und höheren Breiten der Nordhalbkugel stärker als in den Tropen und generell auf der Südhalbkugel: Die Bevölkerungs- und Industriezentren der Erde konzentrieren sich auf diese Regionen der Nordhemisphäre. Zudem hat das Klima hier eine größere Schwankungsbreite als in den Tropen.

Die Studie zeigt zudem, was passiert, wenn die Menschheit zwar die Luftverschmutzung etwa durch Filter oder Katalysatoren verringert, aber gleichzeitig nicht den Ausstoß an Treibhausgasen reduziert. Dann müssen wir wohl einen zusätzlichen Temperatursprung erwarten.

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