Direkt zum Inhalt

Paläopathologie: Lungeninfektion an Mumie diagnostiziert

La Doncella

Vor 13 Jahren entdeckten Archäologen auf dem Gipfel des Vulkans Llullaillaco in Argentinien drei außerordentlich gut erhaltene Mumien der Inkazeit. Forscher von der City University of New York konnten nun zeigen, dass die älteste der drei Verstorbenen – ein etwa 15-jähriges Mädchen, genannt "La Doncella" – zum Zeitpunkt ihres Todes an einer Infektion der Lunge litt. Möglich machte diese Erkenntnis ein Verfahren, das erstmals zur Untersuchung immunologischer Spuren bei archäologischen Funden zum Einsatz kam.

"La Doncella" ... | ... war bei ihrem Tod gerade einmal 15 Jahre alt. Zusammen mit zwei anderen Kindern wurde das Mädchen vor rund 500 Jahren in einem Ritual auf der Spitze des Llullaillaco ausgesetzt. Der außerordentlich gute Zustand der Inka-Mumie erlaubte den Forschern, Proteine in Blut- und Speichelproben zu analysieren.

"Wir wollten nicht wie üblich DNA untersuchen, sondern das, was sie kodiert: Proteine", so Projektleiterin Angelique Corthals. Die Wissenschaftlerin und ihre Kollegen nahmen Abstriche aus dem Mundraum der rund 500 Jahre alten Mumie, die in einem Museum in Salta ausgestellt ist. Mit Hilfe der so genannten Schrotschuss-Proteomik identifizierten sie im Massenspektrometer die verschiedenen Eiweiße aus den Proben. Der Vergleich mit Proteinprofilen, die heute typischerweise bei Erkrankungen auftreten, zeigte: Das Immunsystem des Mädchens setzte sich gegen eine Atemwegserkrankung zur Wehr. Konventionelle Untersuchungen unterstützen den Befund. So fanden die Forscher Bakterien-DNA sowie in Röntgenbildern Anzeichen für eine infektionsgeschädigte Lunge.

Die Proteomik könnte in Zukunft viele historische Todesumstände klären, hofft Corthals. Insbesondere könne man mit Untersuchung von Proteinen eine echte Infektion nachweisen – und nicht nur die bloße Anwesenheit des Erregers.

Todesursache war den Forschern zufolge jedoch nicht die Lungeninfektion. "La Doncella" kam vermutlich wie ihre beiden anderen Leidensgenossen bei einem Opferritual zu Tode: Ausgesetzt in eisigen Höhen starben die Kinder. Dass die Körper bis heute so gut erhalten sind, ist der Kälte und der Vulkanascheschicht zu verdanken, unter der sie begraben wurden.

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.