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News: Marssonde Phoenix: Wassereis entdeckt!

Die US-Raumsonde Phoenix ist bei ihren Grabversuchen tatsächlich auf Wassereis gestoßen. In einer mit dem Robotergreifarm ausgehobenen Furche sind nach wenigen Tagen kubikzentimetergroße Klumpen einfach verschwunden, da sie verdampften. Damit ist eines der Hauptziele des Fluges, der direkte Nachweis von Eis, schon nach etwa drei Wochen auf dem Mars erreicht.
Marssonde Phoenix: Eine Furche mit Eisstückchen
Bei mehreren Grabversuchen war Phoenix auf helle Schichten im rötlichen Marsboden gestoßen, wir berichteten. Daraufhin entspann sich eine Diskussion unter den am Projekt beteiligten Wissenschaftlern, ob es sich dabei um Wassereis oder aber um Ablagerungen von Salzen handeln könnte.

Nun zeigte der Vergleich von Aufnahmen einer mit dem Roboterarm gegrabenen Furche, die im Abstand von fünf Marstagen entstanden waren, dass sich in der Zwischenzeit deutliche Veränderungen ergeben hatten.

Am 15. Juni 2008 lagen in der Furche mehrere Bröckchen eines helleren und festen Materials, die je etwa einen Kubikzentimeter groß waren. Als am 19. Juni die Forscher mit der Kamera bei praktisch gleichen Beleuchtungsbedingungen wieder in die Furche blickten, waren sie spurlos verschwunden!
Verdampfendes Marseis | Innerhalb von nur fünf Tagen verdampften in einer mit dem Roboterarm der Us-Marssonde Phoenix angelegten Furche zentimetergroße Eisstückchen. Sie zeigen sich besonders im linken unteren Bereich der Furche.


Damit scheiden Salze zur Erklärung der hellen Schichten aus, und auch gefrorenes Kohlendioxid (Trockeneis), da der Marsboden zu dieser Jahreszeit dafür zu warm ist. Auch Wassereis ist unter den Druck- und Temperaturbedingungen unmittelbar an der Oberfläche nicht stabil und verdampft bei der Einwirkung von direktem Sonnenlicht recht schnell ohne zu schmelzen, es sublimiert.

Die Anwesenheit von Wassereiskristallen könnte auch das seltsame Verhalten der ersten Bodenprobe erklären, die vom Instrument TEGA, dem Thermal and Evolved Gas Analyzer, am 6. Juni analysiert werden sollte, wir berichteten. Anfangs rutschte das Material nicht durch das feine Sieb in der Einfüllöffnung durch, erst nach fünf Marstagen war es dann plötzlich rieselfähig.

TEGA soll durch Aufheizen von Bodenproben flüchtige Stoffe wie Gase oder eben Wasser austreiben und zur Analyse einem Massenspektrometer zuführen. Allerdings blieben die ersten Ausheizversuche bei 35 und 175 Grad Celsius erfolglos, der Marsboden war "staubtrocken", wir berichteten.

Nun vermuten die Forscher von Phoenix, dass Kristalle von Wassereis den Marsboden anfangs durch Verklumpen am Durchrutschen durch das Einfüllsieb hinderten. Erst nachdem sie durch direktes Sonnenlicht nach einigen Tagen völlig verdampft waren, rutschte das feste und trockene Bodenmaterial durch.

Nun müssen sich die Missionskontrolleure ein Verfahren ausdenken, mit dem sie sicherstellen können, auch Wassereisbröckchen in die Analysenöfen von TEGA zu befördern. Gerade das Wassereis, insbesondere die in ihm möglicherweise vorhandenen Spurenstoffe, sind von höchstem Interesse für die Marsforschung und einer der Hauptgründe für die Durchführung der Mission Phoenix.

Möglicherweise könnten sich im Wassereis Spuren von organischen Molekülen befinden, eine der Grundvoraussetzungen für Leben auf dem Mars, sei es fossil oder noch existent. Nur mit organischen Stoffen, also Verbindungen von Kohlenstoff mit anderen Atomen, ist Leben, wie wir es kennen, überhaupt möglich. Bislang misslangen alle Versuche, auf dem Mars organische Moleküle nachzuweisen.

Stattdessen stießen die beiden ersten erfolgreichen Landesonden auf dem Mars, die Viking-Lander 1 und 2 im Jahre 1976 auf Peroxid-Verbindungen im Marsboden, die organische Moleküle durch Oxidation sofort zerstören würden. Die Peroxide entstanden durch die Ultraviolett-Bestrahlung von der Sonne, welche die dünne Marsatmosphäre praktisch ungehindert durchdringt.

Durch die Peroxide im Boden hätten auch durch irdische Raumsonden eingeschleppte Bakterien wohl keine Chance, den Mars über die Sonde hinaus biologisch zu verseuchen. Das Wassereis wäre aber ein natürlicher Schutz vor den Peroxiden, so dass zumindest in ihm organische Moleküle konserviert sein könnten.

TA

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