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Impfen: Masern sind europaweit auf dem Vormarsch

Die Zahl der Erkrankten nahm 2018 in Europa nochmal zu und erreichte einen Hochstand wie lange nicht mehr. In Deutschland infizierten sich allerdings weniger Menschen.
Masernvirus

Im Jahr 2018 haben sich laut der Weltgesundheitsorganisation europaweit mehr als 80 000 Menschen mit Masern angesteckt – verglichen mit 2017 hat sich diese Zahl damit verdreifacht und im Gegensatz zum Jahr 2016 sogar verfünfzehnfacht. In diesem Jahr hatte die Zahl der Masernerkrankungen in Europa ihren bisherigen Tiefststand erreicht, während 2018 den Höchstwert des letzten Jahrzehnts markiert. Das meldet das »British Medical Journal« mit Bezug auf offizielle Daten aus 47 von 53 Staaten, die von der WHO zum europäischen Raum gezählt werden. Der stärkste Ausbruch fand in der Ukraine statt, wo mehr als die Hälfte aller Masernfälle registriert wurde: Krieg und schlechte gesundheitliche Versorgung begünstigen dort Impflücken in der Bevölkerung, so dass sich das Virus leicht ausbreiten kann. Mehr als 2000 Erkrankte entfallen aber auch auf Staaten wie Frankreich und Italien, die eigentlich über ein gutes Gesundheitssystem verfügen.

Deutschland, das in den letzten Jahren immer wieder wegen Impflücken in der Kritik der WHO und anderer Gesundheitsorganisationen stand, zählte 2018 hingegen nur rund 500 Infektionen, nach 900 im Vorjahr. Mehr als 60 Prozent aller bekannten Masernkranken in den Ländern des europäischen Raums mussten laut »British Medical Journal« deswegen im Krankenhaus behandelt werden, 72 Patienten starben – darunter auch Kinder. Im Gegensatz zur immer noch vorkommenden Meinung sind die Masern keine harmlose Kinderkrankheit. Schwere Komplikationen treten vor allem bei Säuglingen und Kleinkindern sowie bei Menschen mit eingeschränktem Immunsystem auf. Gerade für sie ist ein starker Herdenschutz durch Impfungen wichtig, da beispielsweise Säuglinge nicht gegen das Virus geimpft werden können. In Deutschland erhalten sie das Vakzin erstmals im Alter von zwölf Monaten. Gefürchtet werden dabei auch Spätfolgen wie die subakute sklerosierende Panenzephalitis (SSPE), von der eines von 3300 Kindern betroffen ist, die Masern vor ihrem fünften Lebensjahr durchmachen mussten.

Erst ab einer Impfquote von mindestens 95 Prozent sorgt der Herdenschutz dafür, dass sich das Virus nicht unkontrolliert unter nicht immunisierten Menschen ausbreiten kann. Die WHO betrachtet daher Impfgegner als weltweites Gesundheitsrisiko. Zwar seien in Europa 2018 gleichzeitig auch so viele Menschen gegen Masern geimpft worden wie nie zuvor. Aber es reiche noch nicht, so die Direktorin des Regionalbüros, Zsuzsanna Jakab. »Wir müssen mehr tun und unsere Sache besser machen, um jede einzelne Person vor Krankheiten zu schützen, die leicht vermieden werden können.« Anfang 2018 hat eine Studie gezeigt, was passiert, wenn der Impfschutz unter einen Schwellenwert fällt: Der niederländische Bibelgürtel wird deshalb regelmäßig in einem Zwölfjahresabstand von Maserepidemien heimgesucht, weil nur 60 Prozent aller Kinder geimpft werden. Dabei infizieren sich stets je rund 2500 Menschen, von denen ebenfalls ein Teil im Krankenhaus behandelt werden muss.

Neben aktiven Impfgegnern, die aus verschiedenen Gründen die Vakzine ablehnen, haben WHO und Gesundheitsbehörden noch eine zweite Gruppe im Blick: Menschen, die unzureichend geimpft sind, weil sie ihre Auffrischung vergessen oder verpasst haben. Informationskampagnen sollen diese Personen verstärkt erreichen.

Wenn Sie mehr zum Thema »Masern und Impfungen lesen wollen: In »Masern – und was sie gefährlich macht« haben wir für Sie Hintergrundinformationen zusammengestellt.

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