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Materialwissenschaft: Klebreis für die chinesische Mauer

Die chinesische Mauer
Die Beständigkeit der chinesischen Mauer beruht wesentlich auf den besonderen Eigenschaften eines Getreides: Vor 1500 Jahren vermengten Bauarbeiter jenen Klebreis, der bis heute das Hauptnahrungsmittel in Asien ist, als angedickte Suppe mit ihrem Kalkzement.
Die chinesische Mauer | Bauarbeiter mischten dem Mörtel einst Reissuppe bei. Dadurch verband er die Steine besonders fest miteinander.
Diese Mischung hält immer noch viele imposante Pagoden, Paläste und eben auch das berühmteste Bauwerk im Reich der Mitte zusammen: die Große Mauer.

Was verleiht diesem Mörtel seine besondere Festigkeit und Robustheit, so dass die damit errichteten Bauwerke über Jahrtausende Wind und Wetter und sogar starken Erdbeben widerstanden? Bingjian Zhang und sein Team von der Zhejiang University in Hangzhou sind dieser Frage nun mit analytischen Methoden auf den Grund gegangen. Bei dem alten Baustoff handelt es sich, so ihr Ergebnis, um ein frühes Verbundmaterial, das aus einer organischen und einer anorganischen Komponente zusammengesetzt ist: Kalziumkarbonat und Amylopektin.

Und genau dieses Amylopektin, ein Polysaccharid, das in Reis und vielen anderen stärkehaltigen Produkten vorkommt, beschreibt Zhang als entscheidende Komponente. Es habe "das Wachstum der Kalziumkarbonatkristalle kontrolliert, so dass sich eine kompakte Mikrostruktur bildete". Einem ähnlichen Verbund, in dem allerdings Proteine die Rolle des Amylopektins übernehmen, ist es auch zu verdanken, dass Knochen viel bruchfester sind als Keramik. (nw)

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  • Quellen
Yang, F. et al.: Study of Sticky Rice−Lime Mortar Technology for the Restoration of Historical Masonry Construction. In: Accounts of Chemical Research 10.1021/ar9001944, 2010.

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