Direkt zum Inhalt

News: Medikament schützt vor Brustkrebs

Ein für die Behandlung von Brustkrebs weit verbreitetes Medikament kann bei gesunden älteren Frauen mit erhöhtem Krebsrisiko die Bildung eines Tumors in der Brust verhindern. Dies ist das Ergebnis einer umfangreichen klinischen Untersuchung. Doch die Behandlung kann ernste Nebenwirkungen hervorrufen, die unter Umständen lebensbedrohend werden können. Daher wird die Arznei allenfalls in Einzelfällen zur Vorbeugung eingesetzt werden.
"Es kommt nicht oft vor, daß wir Ergebnisse wie dieses präsentieren können", sagte ein strahlender Rick Klausner, Direktor des National Cancer Institute, auf einer Pressekonferenz am 6. April 1998 in ein Dutzend Fernsehkameras. Aber das Medikament – eine synthetische Östrogen-ähnliche Substanz namens Tamoxifen – hat ernsthafte Nebenwirkungen, einschließlich eines erhöhtes Risikos für Gebärmutterschleimhautkrebs und Blutgerinnsel bei älteren Frauen.

Die 50 Millionen Dollar Studie wurde vom National Surgical Adjuvant Breast and Bowel Project (NSABP) in Pittsburgh koordiniert. Eine Gruppe von über 300 Kliniken führte die Versuche durch. Schon bald zeigte sich, daß Frauen zwischen 35 und 50 Jahren mit einem hohen Brustkrebsrisiko sowie ältere Frauen, denen die Gebärmutter entfernt wurde, geeignet für die Einnahme dieses Medikaments sind. Die Ergebnisse waren so überzeugend, erklärte der Biostatistiker Joseph Constantino, daß die unabhängigen Experten, die die Daten überwachten, am 24. März dafür plädierten, die Studie zu unterbrechen.

Eine vorläufige Analyse der Daten zeigt, daß die Häufigkeit von invasivem Brustkrebsen bei Anwendung von Tamoxifen im Vergleich zur Placebo-Gruppe im Durchschnitt um 45 Prozent reduziert war. Darüberhinaus wies die Tamoxifen-Gruppe weniger Knochenbrüche auf. Das Risiko, Krebs der Gebärmutterschleimhaut zu bekommen, stieg aber auf den doppelten Wert, verglichen mit der Kontrollgruppe, die nur ein Placebo erhielt. Das Risiko eines Blutgerinnsels in der Lunge war in der Tamoxifen-Gruppe sogar dreimal so hoch. Zwei Frauen in dieser Gruppe starben an Embolien. Allerdings trat keines dieser erhöhten Risiken bei Frauen auf, die vor ihrem 50. Lebensjahr mit der Einnahme von Tamoxifen begonnen hatten.

Momentan haben die Forscher nur eine vage Vorstellungen, welches Risiko die erstmalige Einnahme von Tamoxifen nach dem 50 Lebensjahr in sich birgt (ein Zeitraum im Leben, in dem das Krebsrisiko stark ansteigt) oder welche Gefahren eine Medikamtation über mehr als fünf Jahre mit sich bringt. Für jeden Patienten müssen die möglichen Vorteile und Risiken sorgfältig abgewogen werden – unter Berücksichtigung des Alters und vieler persönlicher Faktoren – bevor ein Arzt eine Empfehlung für oder gegen Tamoxifen aussprechen kann, sagte Klausner.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

  • Quellen

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.