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Medizin: Neuer mRNA-Kombi-Impfstoff gegen Grippe und Corona

Klinische Versuche zeigen: Ein kombinierter mRNA-Impfstoff gegen Grippe und Covid-19 wirkt mindestens ebenso gut wie die herkömmlichen Einzelpräparate – zumindest bezogen auf die Antikörperreaktion.
Auf eine Stelle am Oberarm einer Person, die wohl gerade geimpft wurde, wird ein Pflaster geklebt
Mehrere Pharmafirmen entwickeln Kombinationsimpfstoffe, die sowohl gegen Grippe als auch gegen Covid-19 wirken. Solche Präparate bieten unter anderem den Vorteil, dass für die Impfung nur eine Spritze nötig ist.

Ein kombinierter mRNA-Impfstoff des Pharmaunternehmens Moderna, der sowohl gegen Grippe als auch Covid-19 wirkt, führt bei über 50-jährigen Personen zu einer mindestens ebenso starken Immunantwort wie die einzeln verabreichten Impfstoffe. Das geht aus einer klinischen Phase-III-Studie hervor. Das Kombipräparat namens mRNA-1083 vereint zwei Impfungen in einer Spritze, was Vorteile hinsichtlich der Anwendung mit sich bringt. Es setzt sich zusammen aus Modernas Impfstoffen mRNA-1010 (gegen die saisonale Grippe) und mRNA-1283 (gegen Covid-19).

Insgesamt nahmen rund 8000 Erwachsene, die älter waren als 50, an der Studie teil. Getestet wurde, ob der kombinierte Impfstoff so gut schützt wie einzelne Standardimpfungen in Form von Spikevax beziehungsweise gängigen Grippevakzinen (Fluzone HD oder Fluarix). Die Teilnehmer erhielten entweder das neue Kombipräparat oder beide Einzelimpfstoffe. Anhand der Antikörperreaktion prüften Mediziner, wie stark jeweils die Immunantwort ausfiel.

Gegen Influenzaviren vom Typ A schnitt das Kombipräparat besser ab als die herkömmlichen Grippeimpfstoffe; bei Influenza B war die Immunantwort vergleichbar. Auch gegen das Spike-Protein des Coronavirus zeigte mRNA-1083 eine mindestens gleich starke Immunantwort wie Spikevax allein. Typische Impfreaktionen wie Schmerzen an der Einstichstelle, Müdigkeit oder Kopfweh traten ähnlich oft auf wie bei den bisherigen Vakzinen. Schwer wiegende Nebenwirkungen wurden nicht beobachtet.

mRNA-Technologie erlaubt schnellere Anpassung

Der Immunologe Carsten Watzl vom Leibniz-Institut für Arbeitsforschung der TU Dortmund hält die Ergebnisse für viel versprechend. »Anhand der Daten sieht man, dass der Kombinationsimpfstoff mRNA-1083 sogar etwas bessere Immunreaktionen als die beiden Einzelimpfungen induziert«, sagte er gegenüber dem Science Media Center (SMC). Es sei zwar nicht getestet worden, wie viele Erkrankungen die Kombinationsimpfung tatsächlich verhindere. Da diese Daten aber bereits früher für die Einzelimpfungen erhoben worden seien, könne man ableiten, dass der Schutz durch die Kombinationsimpfung mindestens genauso gut sei wie bei ihnen.

Bei den Viren, gegen die mRNA-1083 wirkt, habe man sich an den Stämmen orientiert, die in der Impfsaison 2023/24 verbreitet waren, erläutert Watzl. Bei künftigen Anwendungen solcher Kombinationsimpfstoffe müssten diese natürlich an die dann zirkulierenden Stämme angepasst werden – was bei der mRNA-Technologie aber relativ einfach sei und zudem schneller gehe als bei traditionellen Grippeimpfstoffen. Hinsichtlich der Impfreaktionen und Nebenwirkungen sei das neue Präparat mit den vorherigen Einzelimpfungen vergleichbar.

Mit Kombinationsimpfstoffen wie mRNA-1083 verbindet sich unter anderem die Hoffnung, die aktuell recht niedrigen Impfquoten zu verbessern. Für die Grippeschutzimpfung in der Saison 2023/24 meldet das Robert Koch-Institut eine deutschlandweite Impfquote von unter 40 Prozent, für Covid-19-Impfungen in diesem Zeitraum etwa 16 Prozent (beides bei Erwachsenen ab 60). Wenn man für beide Impfungen nur eine Injektion benötigt, könnte sich die niedrigere Quote der höheren angleichen.

»Die Grippe- und die Coronaimpfung sollen zu einer ähnlichen Zeit verabreicht werden und sind auch für fast die gleichen Personengruppen empfohlen«, erläutert Watzl gegenüber dem SMC. Die vorliegenden klinischen Daten könnten ihm zufolge für eine Zulassung des Kombipräparats bereits ausreichen, doch vor einem breiten Einsatz werde noch eine Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) notwendig sein. Daher sei er aktuell noch skeptisch, ob es bereits im Herbst einen zugelassenen, an die aktuellen Varianten angepassten und von der STIKO empfohlenen Kombinationsimpfstoff gebe. Neben Moderna arbeiten auch die Unternehmen Pfizer und Biontech an einem mRNA-Kombi-Impfstoff.

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