Direkt zum Inhalt

Seit 40 Jahren vermisst: Meeresschnecke gilt jetzt offiziell als ausgestorben

Seit 1987 gibt es kein Lebenszeichen mehr von ihr. Nun wird die Meeresschnecke Conus lugubris als ausgestorben eingestuft. Ein Symbol für den Verlust mariner Artenvielfalt.
Zwei konische Muscheln mit glatter, glänzender Oberfläche und braun-weißem Muster auf schwarzem Hintergrund. Die linke Muschel zeigt die Vorderseite, während die rechte Muschel die Rückseite mit sichtbarem Rand zeigt.
Die Meeresschnecke Conus lugubris mit ihrem markanten Gehäuse (Bild) kam früher ausschließlich an der Nordküste von São Vicente, Kap Verde, vor. Jetzt gilt sie als ausgestorben.

Eine ehemals auf der Kapverdischen Insel São Vicente vorkommende Meeresschnecke gilt nun offiziell als ausgestorben. Das gab die Weltnaturschutzunion IUCN (International Union for Conservation of Nature) auf ihrem Jahreskongress in Abu Dhabi bekannt. Sie führt die Kegelschnecke Conus lugubris jetzt in der höchsten Kategorie auf ihrer Roten Liste gefährdeter Arten. Insgesamt gelten 28 Prozent der darin erfassten Arten weltweit als gefährdet oder bereits ausgestorben. Seit der letzten Sichtung im Jahr 1987 wurde kein Individuum mehr auf dem nordwestafrikanischen Archipel gefunden. Küstenbebauung und die Zerstörung ihres Lebensraums haben wohl zum Verschwinden der Meeresschnecke geführt.

Die Schnecke war bis in die späten 1980er Jahre in der Matiota-Region an der Nordküste von São Vicente häufig anzutreffen. »Die Ursache ihres Verschwindens liegt in massiven Eingriffen in den Lebensraum«, erklärt Julia Sigwart vom Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt in einer Mitteilung. »Insbesondere die Küstenentwicklung und die damit verbundene Zerstörung des ohnehin kleinen Habitatbereichs haben zum Aussterben dieses räuberisch lebenden Weichtiers geführt.«

In früheren Bewertungen der IUCN wurde die Art als gefährdet geführt; nun wurde der Status auf »extinct«, also ausgestorben, geändert. Jährliche Suchaktionen seit dem Jahr 2011 unter Leitung des Wissenschaftlers Guilherme Mascarenhas von der Technischen Universität Atlantik auf São Vicente brachten keinen Erfolg. »Seit 38 Jahren konnten keine lebenden Exemplare dieser Art mehr gefunden werden. Diese Zeit reicht über mindestens sechs Schneckengenerationen hinweg. Angesichts dieser Fakten können wir mit trauriger Gewissheit feststellen, dass Conus lugubris ausgestorben ist«, erklärt Manuel Jimenez Tenorio, Molluskenexperte von der Universität Cádiz, der maßgeblich an der Bewertung beteiligt war.

Sigwart betont in dem Zusammenhang: »Die Rote Liste ist ein politisch bedeutendes Instrument zur Förderung von Schutzmaßnahmen.« Das zeige sich auch daran, dass die Regierung des Inselstaats Kap Verde im Jahr 2022 ein neues Gesetz zum Schutz heimischer Tier- und Pflanzenarten verabschiedet habe. »Es ist zutiefst traurig, dass wir erneut eine Art für immer verloren haben. Gleichzeitig schenkt es Hoffnung, dass die durch das Schicksal der kleinen Kegelschnecke angestoßenen Schutzgesetze künftige Generationen von Arten vor dem gleichen Verlust bewahren können«, sagt Sigwart.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.