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Ernährungssicherung: Meerkohl für die Welt

Versalzter Boden, tote Pflanzen
Salzwassertolerante Nutzpflanzen sollen zukünftig helfen, die Nahrungsmittelversorgung der Weltbevölkerung zu sichern. Sie böten ein großes Potenzial angesichts der weltweit zunehmenden Versalzung von Böden und Süßwasser, schreiben Jelte Rozema von der Freien Universität Amsterdam und Timothy Flowers von der University of Sussex.

Gewächse wie der Echte Meerkohl (Crambe maritima) oder der Meerfenchel (Crithmum maritinum) beispielsweise wachsen an vielen Meeresküsten und werden teilweise schon seit Jahrtausenden konsumiert. Bislang wurden sie aber zumeist in der Wildnis gesammelt und nicht kultiviert. Die beiden Pflanzenökologen versprechen sich allerdings von der Domestizierung dieser Arten einen wichtigen landwirtschaftlichen Fortschritt und vor allem Ersatz für Nutzpflanzen, die salzintolerant sind und daher auf großen Flächen nicht mehr angebaut werden können. Denn Untersuchungen wie im kalifornischen Sacramento Valley etwa haben ergeben, dass schon in geringem Ausmaß ansteigende Salzwerte im Boden die Erträge um zehn Prozent senken können. Und von den weltweit 230 Millionen Hektar bewässerter Anbaufläche leiden 45 Millionen unter Versalzung.

Bislang sei es aber gentechnisch nicht gelungen, die Salztoleranz gängiger Nutzpflanzen Weizen oder Reis zu steigern, so die Forscher – und die entsprechenden Eingriffe womöglich zu komplex, als dass sie mittelfristig erfolgreich seien. Deshalb sollte sich die Weltgemeinschaft den so genannten Halophyten zuwenden – Pflanzen, die Salz vertragen – und diese durch Zuchtauslese so verbessern, dass sie ähnlich hohe Erträge abwerfen wie heutige Feldfrüchte. Daneben dürfen aber auch Pflanzen nicht vergessen werden, die heute schon genutzt werden und Salz bis zu einer gewissen Menge tolerieren wie Spinat, Rote Beete oder Zuckerrübe: Sie gilt es ebenfalls weiterzuentwickeln.

Die Wachstumsleistungen mancher Halophyten können es dabei durchaus mit jenen von gängigen Nutzpflanzen aufnehmen und diese überbieten: Der Queller (Salicornia) beispielsweise produziert rund 18 Tonnen Biomasse und 2 Tonnen Samen pro Hektar und Saison. Sonnenblumen hingegen bringen es weltweit durchschnittlich nur auf 1,2 Tonnen im Jahr. Die hohen Erträge böten deshalb auch Chancen für die Erzeugung von Agrarkraftstoffen auf marginalen Böden, meinen Rozema und Flowers – auch hier wäre der Queller geeignet, dessen Samen mehr Öl liefern als Sojabohnen. Denkbar wäre zudem auch die Kombination mit Aquakulturen, deren Abwässer die Pflanzen nicht nur tränken, sondern ebenso düngen könnten. (dl)

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