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Archäologie: Mehr als 6000 Jahre alte Kultur

Gil Stein, Oriental Institute, University of Chicago
Wie muss man sich den Nahen Osten vorstellen, bevor so berühmte Städte wie Uruk oder Ebla gegründet wurden? Antworten finden sich im syrischen Raqqa südöstlich von Aleppo, wo Archäologen den Siedlungshügel von Tell Zeidan erforschen. Ihre Funde stammen aus der Zeit zwischen 5800 und 3800 v. Chr. – und zeugen von einer uralten, hoch stehenden Zivilisation.

Außer Hausfundamenten und bemalter Keramik belegen diverse Kupferwerkzeuge die technischen Errungenschaften der einstigen Siedlungsbewohner. Erstaunlich daran ist, dass das Metall aus dem knapp 300 Kilometer entfernten Diyarbakýr in der heutigen Türkei stammt und in Tell Zeidan verarbeitet wurde. Dies bedeutet, dass schon damals großräumiger Handel stattfand und in der Ortschaft spezialisierte Handwerker lebten.

Dieses Siegel mit einem eingravierten Hirsch ... | ... ist fünf Zentimeter breit und wurde in Tell Zeidan gefunden. Der Stein stammt nicht aus der Gegend. Das Siegel ähnelt einem anderen, das Archäologen knapp 300 Kilometer weiter östlich in der Gegend von Mossul ausgruben.
Dafür spricht auch ein Steinsiegel, das einen Hirsch zeigt. Das rote Pigment, mit dem er bemalt ist, kommt in der Gegend nicht vor. Da das Siegel sehr kunstvoll gearbeitet ist, dürfte sein Besitzer, wie die Forscher um Gil Stein von der University of Chicago und Muhammad Sarhan vom archäologischen Museum in Raqqa vermuten, damals zu den begüterten Kreisen gehört haben. Ein ähnliches Siegel hatten Archäologen bereits 300 Kilometer weiter östlich in Tepe Gawra entdeckt – was gleichfalls auf weitreichende Handelskontakte schließen lässt.

Noch ist Tell Zeidan wenig erforscht. Weitere Ausgrabungen sollten genaueren Aufschluss darüber geben, wie die wohlhabenden, bronzezeitlichen Städte im syrisch-mesopotamischen Raum entstanden.

Claudia Reinert

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