Direkt zum Inhalt

News: Mehr Regenwald abgeholzt als angenommen

Der Kahlschlag von Regenwald im Amazonas-Gebiet geht weiter. Satellitenbildern zufolge wurde 1998 eine Fläche größer als Schleswig-Holstein entwaldet. Die Aufnahmen erkennen aber keine Gebiete, in denen nur teilweise gerodet wird. Das Ausmaß der Zerstörung ist also in Wirklichkeit bedeutend größer.
Das Ausmaß der Zerstörung tropischen Regenwaldes am Amazonas gipfelte in den späten achtziger Jahren und pendelte sich dann bei ungefähr 17 000 Quadratkilometer pro Jahr ein. Dabei werden vornehmlich Satelliten benutzt, um den Verlust von Regewald aufzuzeigen. Der Thematic Mapper des Trabanten Landsat ist in der Lage, Vegetation auszumachen. Damit kann man vollkommenem Kahlschlag sehr gut nachweisen. Problematisch wird es, wenn nur einzelne Bäume gefällt werden. "Da bleibt einiger Spielraum, wenn man diese Bilder betrachtet", sagt Daniel Nepstad, Regenwald-Spezialist vom Woods Hole Research Center in Massachusetts.

Nepstad und Kollegen vom Amazon Institute for Enviromental Research in Belém, Brasilien, wollten genauere Zahlen. Dazu überzeugten sie nahezu 1400 Besitzer von Sägemühlen im Gebiet des Amazonas, an einer Umfrage teilzunehmen. Die Mühlenbetreiber sollten einschätzen, wieviel Holz sie in den Jahren 1996 und 1997 gefällt hatten. Zusätzlich dazu überprüften die Wissenschaftler die Genauigkeit der Angaben mit Hilfe von Flugezeug-Untersuchungen, mit denen auch partieller Kahlschlag entdeckt werden kann. Nepstad und seine Kollegen kamen zu dem Ergebnis, daß zwischen 10 000 und 15 000 Quadratkilometer Regenwald teilweise gerodet werden, jedoch nicht auf den Landsat-Bildern erscheinen (Nature vom 8. April 1999). Dabei sind partiell gerodete Flächen oftmals Ausgangspunkt von Waldbränden, da der Boden, auf den fünfzehn bis fünfzig Prozent weniger Schatten fällt, leichter austrocknet.

Die Schätzungen Nepstads könnten fehlerhaft sein, da das Ausmaß an Abholzung innerhalb des Amazonasgebietes wahrscheinlich stark variiert. Sie zeigen aber, daß es nicht genügt, sich nur auf Satellitenüberwachung zu verlassen, die jedoch ständig verbessert wird: Derzeit werden ausgefeiltere Spektralanalysen entwickelt, die die Fähigkeit von Landsat steigern werden, gesunden Regenwald von gerodetem zu unterscheiden.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

  • Quellen

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.