Direkt zum Inhalt

News: Mehr Wasser - weniger Extreme

Fernsehbilder von Bürgern, die verzweifelt versuchen, mit Sandsäcken die Fluten eines wild gewordenen Flusses einzudämmen, machen uns glauben, es gäbe heute mehr und verheerendere Überschwemmungen als jemals zuvor. Aber stimmt das? Zumindest für die Flüsse Nordamerikas trifft es nicht zu, sagen Forscher, nachdem sie deren Wasserführung in den letzten Jahrzehnten statistisch ausgewertet haben.
Der Hydrologe Harry Lins und der Mathematiker Jim Slack, beide von der U.S. Geological Survey , werteten das Material von 395 hydrologischen Meßstationen aus. Einige davon besaßen Aufzeichnungen über einen Zeitraum von mehr als 100 Jahren. Die aus diesen Daten berechneten Trends weisen weder auf eine Zunahme von Dürren noch auf häufigere Flutkatastrophen hin (Geophysical Research Letters, 15. Januar 1999). Den Hintergrund ihrer Messungen bildeten Vermutungen, daß der Anstieg des Kohlendioxidgehaltes in der Atmosphäre und eine damit verbundene globale Erwärmung zu schwereren Dürren und Überschwemmungen führen.

Seit den vierziger Jahren und wahrscheinlich im gesamten 20. Jahrhundert nimmt überall in den USA mit Ausnahme einiger Gebiete im Nordwesten und Südosten die Wasserführung der Fließgewässer im Mittel zu. Ein detailliertes Bild ergibt sich aber erst bei Betrachtung der einzelnen Daten der täglichen Abflüsse, vom niedrigsten täglichen Abfluß im Jahr bis zum höchsten. "Wenn wir uns den niedrigen bis mittleren Bereich der Abflüsse anschauen," sagt Lins, "sehen wir einen deutlichen Aufwärtstrend. Wenn wir zum Beispiel den niedrigsten Abfluß pro Tag – den jährlichen Minimalabfluß – analysieren, zeigt etwa ein Drittel aller Pegelstände einen Anstieg. Das gleiche gilt auch für den jährlichen Mittelwert. Bei den höchsten jährlichen Abflüssen hingegen trat nur bei vier Prozent der Meßstationen ein Anstieg des Pegels ein, während er sich bei fünf Prozent verringerte."

"Wir können drei allgemeine Schlüsse aus diesen Trends ziehen", sagte Lins. "Erstens: Die fließenden Gewässer des Landes führen im Durchschnitt mehr Wasser. Zweitens: Es kommen weniger schwere hydrologische Dürren an den Flüssen vor. Und drittens: Es gibt nicht mehr Überschwemmungen durch die Flüsse. Mit anderen Worten, die Vereinigten Staaten sind derzeit hydrologisch weniger extrem als früher in diesem Jahrhundert."

Siehe auch

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.