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Sinne: Mensch nimmt eine Billion Düfte wahr

Bisher vermutete man, dass die Nase der Menschen höchstens zehntausend Gerüche unterscheiden kann. Dann baten Wissenschaftler Freiwillige in die Gerücheküche.
Düfte

Der menschliche Geruchssinn arbeitet wesentlich feiner als bisher vermutet. Mindestens eine Billion olfaktorische Reize können wir unterscheiden, entdeckten Forscher um Andreas Keller von der Rockefeller University in New York.

Geruchsproben im Labor angemischt

Aus 128 Duftstoffen mischten die Wissenschaftler unterschiedlich komplexe Geruchscocktails. Darunter waren Düfte, die an Gras oder Zitrone erinnern, aber teilweise auch fremde und übelriechende Substanzen. Jeder der 26 Versuchsteilnehmer schnupperte 264-mal an drei Proben – immer zwei davon waren identisch. Die Probanden sollten dabei den dritten, andersriechenden Duft identifizieren. Den Grad der Überlappung der Geruchsproben, also den Anteil gleicher Moleküle, veränderten die Wissenschaftler systematisch. So konnten sie messen, wie sehr sich die Gerüche auf molekularer Ebene unterscheiden müssen, damit die menschliche Nase sie noch als unterschiedlich wahrnimmt.

Menschlicher Geruchssinn hat einen schlechten Ruf

Auf der Grundlage der getesteten Substanzen – die ja nur einen Bruchteil der möglichen Duftkombinationen ausmachten – konnten die Forscher den Wert von mindestens einer Billion unterscheidbarer Geruchsreize hochrechnen. Verwunderlich sei diese enorme Zahl jedoch nicht, schließlich verfüge das olfaktorische System über wesentlich mehr unterschiedliche Rezeptoren als die visuelle und die auditive Wahrnehmung. Die Schätzung falle sogar noch vorsichtig aus und müsse eher als untere Grenze der möglichen Unterscheidungen verstanden werden, betont Leslie Vosshall aus der Arbeitsgruppe. "Ich hoffe, diese Studie überwindet den schlechten Ruf des menschlichen Geruchssinns."

Seit Jahrzehnten galt lediglich ein Wert von etwa 10 000 unterscheidbaren Gerüchen. Diese Zahl beruhte allerdings auf einer theoretischen Schätzung aus dem Jahr 1926 und war nie empirisch bestätigt worden.

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