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Anthropologie: Menschliche Schädel bestätigen Out-of-Africa-Modell

Australischer Schädel
Eine umfassende Analyse menschlicher Schädel bestätigt die Annahme, dass alle heutigen Menschen von einer einzigen Population aus Afrika abstammen. Diese lange umstrittene Out-of-Africa-Hypothese haben die meisten Anthropologen inzwischen akzeptiert.

Menschliche Schädel | Schädel aus Afrika (obere Reihe) unterscheiden sich mitunter deutlich. Australische Schädel (unten) ähneln sich dagegen stark. Diese abnehmenden Variationen mit zunehmender Entfernung von Afrika lassen sich damit erklären, dass alle Menschen aus einer kleinen afrikanischen Population abstammen.
Andrea Manica von der britischen Universität Cambridge und seine Kollegen hatten 4666 männliche und 1579 weibliche Schädel anatomisch untersucht, die maximal 2000 Jahre alt waren und aus 105 Regionen der Erde stammten. Ergebnis: Während afrikanische Schädel sich mitunter stark in ihrer Form unterschieden, nahmen die Variationen mit steigender Entfernung von Afrika immer weiter ab.

Diese abnehmende Formenvielfalt lässt sich mit dem so genannten Flaschenhalseffekt erklären, bei dem eine kleine Population mit geringen genetischen Variationen in ein neues Gebiet vorstößt. Genetische Analysen des Menschen hatten bereits zum gleichen Ergebnis geführt.

Unter Anthropologen herrschte lange ein erbitterter Streit darüber, ob der anatomisch moderne Mensch Homo sapiens tatsächlich nur von einer kleinen Gruppe abstammt, die vor schätzungsweise 100 000 Jahren den afrikanischen Kontinent verließ, um Asien, Europa, Australien und schließlich auch den amerikanischen Doppelkontinent zu besiedeln. Etliche Forscher favorisierten das multiregionale Modell, nach dem Homo sapiens parallel an verschiedenen Orten der Erde aus Homo-erectus-Populationen hervorgegangen ist, die sich untereinander vermischten. Demnach könnte auch der Neandertaler zu den unmittelbaren Vorfahren des heutigen Menschen zählen.

Hierfür fanden die Forscher um Manica jedoch keine Hinweise. Sie schließen zwar nicht aus, dass es mitunter zu Kreuzungen zwischen Neandertalern und modernen Menschen gekommen ist, diese hätten jedoch keine Spuren in unserem Erbgut hinterlassen. (aj)

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