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Empathie: Mögliche Warnzeichen für Psychosen

Wer wenig Zugang zum eigenen Innenleben und dem anderer Menschen hat, trägt ein erhöhtes Psychoserisiko. Auch ungünstige Bindungsmuster spielen eine Rolle.
Eine Frau in einem beigefarbenen Rollkragenpullover steht nachdenklich an einem Fenster und schaut hinaus. Ihr Spiegelbild ist im Glas sichtbar. Die Szene ist in warmes Licht getaucht, was eine nachdenkliche und ruhige Atmosphäre schafft.
Innere Regungen zu durchschauen, ist wichtig für ein stabiles Selbstbild.

Zwischen einer Schwäche, Gedanken und Gefühle bei sich und anderen zu verstehen, und der Entstehung psychotischer Symptome gibt es eine Verbindung. Das zeigt eine neue Studie, die ein Team um den Psychologen Ercan Özdemir von der University of Edinburgh veröffentlicht hat.

Die Forschenden untersuchten 312 junge Erwachsene zweimal im Abstand von neun Monaten. Die Teilnehmenden beantworteten Fragen zu Persönlichkeit, Stress und Beziehungen, aber auch zu ungewöhnlichen Wahrnehmungen. Im Mittelpunkt stand die so genannte »Mentalisierung«: die Fähigkeit, sich das eigene Verhalten und die Handlungen anderer Menschen zu erklären, indem man die Gedanken und Motive dahinter nachvollzieht. Der entsprechende Fragebogen erfasste die Zustimmung zu Statements wie »Die Gedanken anderer Menschen sind mir ein Rätsel«.

Zentrale Erkenntnis: Wer Mühe hatte, über mentale Zustände nachzudenken – sowohl seine eigenen als auch die anderer Menschen –, der zeigte eher Frühwarnzeichen für eine Psychose. Befragte glaubten etwa, seit Kurzem über »geschärfte Sinne« zu verfügen, die ihnen »Geheimnisse des Universums offenbaren«, oder sie hatten das Gefühl, »etwas Großem« auf der Spur zu sein. Auch unsichere Bindungen zu anderen Menschen spielten eine Rolle, etwa eine ständige Angst vor Zurückweisung oder das Vermeiden emotionaler Nähe.

Die Fachleute plädieren dafür, bei ersten Anzeichen von Psychosen die Mentalisierungsfähigkeit gezielt zu fördern. Dazu stehen verschiedene Verfahren zur Verfügung wie die »Mentalisierungsbasierte Therapie« oder spezifische Trainings, welche die Selbstreflexion und das Verstehen sozialer Signale stärken sollen. Die Studie selbst untersuchte allerdings nur Risikofaktoren, nicht die Verläufe tatsächlicher Erkrankungen oder die Wirkung von Interventionen.

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  • Quellen
Psychology and Psychotherapy: Theory, Research and Practice 10.1111/papt.12589

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