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News: Merkur, die Zweite

Am 6. Oktober steht ein neues kosmisches Rendezvous von Merkur und Messenger bevor: Die Sonde passiert die kraterzernarbte Oberfläche des kleinsten Planeten unseres Sonnensystems in 200 Kilometer Abstand. Bereits am 14. Januar 2008 war Messenger an Merkur vorbeigezogen.
Das Caloris-Becken in Falschfarben
Merkur ist aus energetischer Sicht ein schwierig zu erreichender Himmelskörper. Ein Flug zu ihm erfordert ähnlich viel Energie wie eine Reise zu den äußeren Planeten Jupiter oder Saturn. Der Grund ist die Bahngeschwindigkeit der Erde von rund 30 Kilometern pro Sekunde, die der Sonde bei ihrem Start mitgegeben wird. Sie muss zumindest teilweise abgebaut werden, um Merkur anfliegen zu können.

Seit ihrem Start im August 2004 zog Messenger mehrere weite Schleifen durch das Sonnensystem und näherte sich dabei absichtlich einmal dicht der Erde und zweimal der Venus an. Diese Vorbeiflüge dienten dazu, die Bewegungsenergie der Sonde relativ zur Sonne abzubauen. Dafür führte Messenger durch Schwerkraftwechselwirkung mit dem überflogenen Planeten diesem einen Teil ihrer kinetischen Energie zu.

Für den Planeten hatte der Vorbeiflug keinen messbaren Effekt, da die Masse von Messenger im Vergleich zu ihm vernachlässigbar ist. Für die Sonde änderte sich die Situation aber beträchtlich, sie konnte nun immer weiter in Richtung Sonne vorstoßen. Ohne diese Planetenvorbeiflüge, die als Swingby bezeichnet werden, wäre sonst eine leistungsstarke und damit auch sehr teure Rakete für einen Direkteinschuss zum Merkur notwendig gewesen, die aber nicht in Frage kam. Am 14. Januar erreichte Messenger nach fast vier Jahren Flug erstmals Merkur für einen kurzen Vorbeiflug, wir berichteten.

Insgesamt muss Messenger drei Mal an Merkur vorbeifliegen, bis sich ihre Bahn um die Sonne so sehr derjenigen des Planeten angenähert hat, dass sie in eine Umlaufbahn um ihn eintreten kann. Nach dem jetzt am 6. Oktober anstehenden Vorbeiflug wird Messenger den Merkur nochmals am 29. September 2009 passieren. Nach weiteren anderthalb Jahren Umkreisung der Sonne hat sich ihre Bahn dann so an die Sonnenumlaufbahn von Merkur angeglichen, dass ein kleines Schubmanöver der Bordtriebwerke ausreicht, um am 18. März 2011 in eine Umlaufbahn um den Planeten einzuschwenken.

Vom bevorstehenden zweiten Vorbeiflug der Sonde erwarten die Wissenschaftler rund 1200 Bilder der Oberfläche sowie Messdaten der dünnen Atmosphäre und des schwachen Magnetfelds.

Die Vorgängersonde, Mariner 10, hatte in den Jahren 1974 und 1975 rund 45 Prozent der Oberfläche kartiert, Messenger fügte bei seinem ersten Vorbeiflug im Januar noch einmal 20 Prozent hinzu. Auch diesmal wird Messenger wieder unbekannte Regionen des Planeten ins Blickfeld bekommen und dabei rund 15 Prozent der Oberfläche neu kartieren.

Die ersten Bilder, die Navigationszwecken dienen, wird die Sonde bereits am 2. Oktober aufnehmen, so stay tuned!

TA

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