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Beobachtungstipp: Messier 53 und NGC 5053: Sternennester im Haar der Berenike

Mit den Mai-Nächten beginnt ein Reigen frühsommerlicher Kugelsternhaufen. Den Auftakt macht ein eher unauffälliger Vertreter: Messier 53 im Sternbild Haar der Berenike.
Silhouette einer Person mit Fernglas vor dem Hintergrund eines dunklen Himmels.
Ein Fernglas lässt Objekte weit jenseits unseres Sonnensystems erkennen – so auch den 60000 Lichtjahre entfernten Kugelsternhaufen Messier 53.

Geht es um Kugelsternhaufen am nördlichen Himmel, dann richten sich die Blicke meist auf die helleren Exemplare Messier 3 im Sternbild Bootes oder Messier 13 und Messier 92 im Sternbild Herkules. Den Auftakt des Reigens frühsommerlicher Kugelsternhaufen macht jedoch ein eher unauffälliger Vertreter dieser Klasse: Messier 53 im Sternbild Haar der Berenike (lateinisch: Coma Berenices). Entdeckt wurde dieser Haufen am 3. Februar 1775 von dem deutschen Astronomen Johann Elert Bode (1747 – 1826) in Berlin, zwei Jahre bevor sein französischer Kollege Charles Messier (1730 – 1817) den Haufen anvisierte und unter der Nummer 53 in seinen Katalog aufnahm.

Heute wäre es nicht ganz einfach, dieses Objekt zu entdecken, denn ein dunklerer Himmel als in der Großstadt sollte es schon sein, um den 7,7 mag hellen Sternhaufen mit dem Fernglas beobachten zu können. Aus den gleichen Gründen empfiehlt sich ein etwas stärker vergrößerndes Glas, beispielsweise mit den Daten 10 × 50. Die erste dieser Angaben bezieht sich auf die Vergrößerung, also zehnfach; die zweite gibt den Objektivdurchmesser an: 50 Millimeter. Während der Beobachtung sollten Sie Ihre Arme gut abstützen, damit das Bild nicht verwackelt; besser eignet sich jedoch ein robustes Fotostativ.

Ein Stern und zwei Sternhaufen | Unweit des 4,3 mag hellen Sterns Alpha Comae Berenices befinden sich die beiden Kugelsternhaufen Messier 53 und NGC 5053.

Trotz seiner nur mäßigen visuellen Helligkeit ist Messier 53 leicht zu finden, ausgehend von dem 4,3 mag hellen Stern Alpha Comae Berenices (α Com) im Südosten der schwachen Konstellation Haar der Berenike (siehe »Ein Stern und zwei Sternhaufen«). Von hier aus ist es nur knapp ein Grad in Richtung Nordosten bis zum Kugelsternhaufen. Je nach Helligkeit des Himmelshintergrunds erblickt man dann im Fernglas einen schön runden, diffusen Nebelfleck von sechs bis maximal zehn Bogenminuten Durchmesser. Einzelne Sterne lassen sich darin nicht ausmachen; dies gelingt erst in einem größeren Teleskop. Messier 53 steht ja in weiter Ferne, in rund 60000 Lichtjahren Abstand von uns.

Auch mit einem 20 × 100-Großfernglas ändert sich der Anblick nicht wesentlich, wenngleich der Nebelfleck mit einem derart lichtstarken Gerät größer und eindrucksvoller aussieht. Aber nun lässt sich ein 2 mag schwächerer und nur halb so großer Begleiter ausmachen: Der Kugelsternhaufen NGC 5053 steht nur gut ein Grad südöstlich von Messier 53 (siehe »Ein Kugelsternhaufen und sein Schatten«).

Ein Kugelsternhaufen und sein Schatten | Neben dem Kugelsternhaufen Messier 53 (rechts) wirkt der lichtschwächere Haufen NGC 5053 (links) geradezu geisterhaft. Diese schöne Aufnahme gelang Stephen Lutz an einem Spiegelteleskop mit 20 Zentimeter Öffnung. Das lange belichtete Foto zeigt bereits einzelne Sterne, aber in einem Fernglas sehen Sie nur Messier 53 – als hübschen runden Nebel.

Hochgenaue Positionsmessungen mit dem Astrometriesatelliten Gaia ergaben, dass die beiden Kugelsternhaufen auch im Raum nicht weit voneinander entfernt liegen und das Zentrum unseres Milchstraßensystems auf ähnlichen Bahnen umrunden. Bei NGC 5053 ist die Auflösung des Sternverbands schon weiter fortgeschritten als bei Messier 53: Er ist nur noch ein Schatten seines großen Bruders.

  • Kurz erklärt
    Was ist eine Bogenminute? Wann spricht man von einer Konjunktion? Und wie gibt man die Helligkeit von Sternen an? Ein kleiner Überblick über die wichtigsten astronomischen Begriffe.
  • Bogenminute
    Die Bogenminute ist eine Einheit, um die Größe von Winkeln im Gradmaß anzugeben. Ein Winkelgrad hat 60 Bogenminuten und die Bogenminute 60 Bogensekunden. Entsprechend ergeben 3600 Bogensekunden genau ein Grad.
  • Ekliptik
    Die scheinbare jährliche Bahn der Sonne am Himmel. Sie ist der Schnitt der Erdbahnebene, der so genannten Ekliptikebene, mit der Himmelssphäre. Die Ekliptikebene ist gegen die Äquatorebene, den Schnitt des Erdäquators mit der Himmelssphäre, um 23,5 Grad geneigt.
  • Elongation
    Winkelabstand zwischen der Sonne und einem Planeten oder dem Mond. Befindet sich ein Planet in östlicher Elongation, geht er abends nach der Sonne unter, bei westlicher Elongation geht er morgens vor der Sonne auf. Eine Elongation von 0 Grad heißt Konjunktion und von 180 Grad Opposition.
  • Helligkeit (mag)
    Historisch bedingt unterschied man die Helligkeiten zunächst in sechs Größenklassen. Der erste Detektor war das menschliche Auge, das für astronomische Beobachtungen sicherlich nicht voll ausgereift ist. Die hellsten Sterne definierte man als Sterne 1. Größe (1 mag), die lichtschwächsten, gerade noch mit dem Auge sichtbaren als Sterne 6. Größe (6 mag).
  • Konjunktion
    Gleichschein, Stellung eines Planeten, bei der die Sonne in der Verbindungslinie Erde–Planet steht. Bei den Planeten Merkur und Venus kommt es zu einer oberen Konjunktion, wenn die Sonne zwischen der Erde und dem Planeten steht, und zu einer unteren Konjunktion¸ wenn der Planet zwischen Erde und Sonne steht.
  • Kulmination
    Durchgang eines Gestirns durch den Meridian. Man unterscheidet zwischen der oberen Kulmination (größte Höhe über dem Horizont) und der unteren Kulmination (größte Höhe unter dem Horizont). Nur bei den Zirkumpolarsternen befinden sich oberer und unterer Kulminationspunkt über dem Horizont.
  • Meridian
    Mittagskreis, im horizontalen Koordinatensystem der Großkreis an der Himmelssphäre, der sowohl durch Zenit und Nadir als auch durch die beiden Himmelspole verläuft und den Horizont im Süd- und im Nordpunkt schneidet.
  • Opposition
    Gegenschein, Winkelstellung zweier Planeten zueinander oder auch zu Sonne und Mond, bei der sich die ekliptikale Länge der beiden Gestirne um 180 Grad unterscheidet. Am häufigsten für den Fall gebraucht, dass Sonne–Erde und einer der äußeren Planeten auf einer Linie liegen.
  • Seeing
    Das durch die Luftunruhe der Atmosphäre hervorgerufene Flackern der Sterne.

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