Direkt zum Inhalt

Alte Ägypter: Meteoriteneisen zu Schmuckperlen

Eine ägyptische Schmuckperle aus meteoritischem Eisen

Ein Forscherteam um Diane Johnson von der britischen Open University in Milton Keys untersuchte neun stark korrodierte, 5300 Jahre alte Metallperlen aus Ägypten und stellte anhand eines Exemplars zweifelsfrei fest, dass sie aus meteoritischem Eisen gefertigt wurden. Sie sind damit die ersten Belege für die Verarbeitung von Eisen im alten Ägypten, denn frühestens um das Jahr 600 v. Chr. lassen sich Hinweise auf die Gewinnung von metallischem Eisen durch die Verhüttung von Erzen in dieser Region finden.

Eine ägyptische Schmuckperle aus meteoritischem Eisen | Rund 5300 Jahre alt ist diese stark korrodierte Schmuckperle aus meteoritischem Eisen. Das linke obere Teilbild zeigt die rund zwei Zentimeter lange Perle im sichtbaren Licht, darunter ist eine Karte im Röntgenlicht zu sehen. Rötliche Farbtöne geben stark eisenhaltiges Material wieder, blaue nickelreiches. Das rechte obere Teilbild ist ein Computerröntgentomogramm der Perle und erlaubt einen Einblick in ihre innere Struktur. Im Teilbild darunter wurde das Datenmaterial der Röntgentomografie so verarbeitet, dass der restliche Metallanteil der Perle als silberne Flecken erkennbar ist. Die Perle enthält nur noch 2,4 Prozent des ursprünglichen Metalls, der Rest sind Eisenoxide, also Rost.
Die Perlen dienten Schmuckzwecken und wurden in zwei Gräbern in der Region Gerzeh, 70 Kilometer südlich von Kairo, gefunden. Ausgegraben wurden sie schon vor mehr als 100 Jahren. Sie befinden sich heute in der Sammlung des Manchester Museum und fanden lange Zeit relativ wenig Beachtung. Untersuchungen im Jahr 1928 hatten bereits erste Hinweise auf einen kosmischen Ursprung des verwendeten Materials ergeben, der in den folgenden Jahrzehnten jedoch immer wieder angezweifelt wurde. Um sich endgültig Klarheit zu verschaffen, untersuchten die Forscher nun eine der neun Perlen mit modernen zerstörungsfreien Analyseverfahren, wobei sich auch feststellen ließ, wie die Perlen angefertigt wurden. Ihre Hersteller schmiedeten sie nicht im Feuer, sondern hämmerten kleine Bruchstücke des Meteoriteneisens kalt zunächst zu flachen Blechen. Diese bogen sie wiederum zu kleinen Hohlzylindern, die etwa zwei bis drei Zentimeter lang und etwa einen halben Zentimeter dick sind.

Mittels eines Rasterelektronenmikroskops mit angeschlossener Röntgenanalyseeinheit bestimmten die Wissenschaftler die Zusammensetzung der Oberfläche der Perle, und mit einem Computerröntgentomografen, ähnlich wie er in der medizinischen Diagnostik eingesetzt wird, ließ sich der innere Aufbau im Detail erkunden. Es zeigte sich, dass Luft und Wasser der Perle in den letzten 5300 Jahren heftig zugesetzt hatten. Sie besteht heute zum größten Teil aus Eisenoxiden, und nur noch 2,4 Prozent des ursprünglichen Metalls sind erhalten.

Die Röntgenanalytik belegt in den Metallresten hohe Nickelgehalte von bis zu 30 Gewichtsprozent. Solch hohe Gehalte sind nur in Eisenmeteoriten üblich und weisen auf das Mineral Taenit oder Bandeisen hin. Zudem ließen sich in den Metallresten feine Lamellen beobachten, die weniger als 0,2 Millimeter breit sind. Es sind so genannte widmannstättensche Figuren, die sich nur in Meteoriten finden. Sie entstanden, als in der Frühzeit des Sonnensystems vor rund 4,6 Milliarden Jahren eine Schmelze aus Eisen und Nickel im Inneren von Asteroiden langsam abkühlte und dabei über Millionen von Jahren hinweg auskristallisierte. Dabei kam es zur Bildung eines feinmaschigen kristallinen Netzwerks aus Eisenmineralen. Sie bestehen aus Eisen-Nickel-Legierungen und weisen unterschiedliche Zusammensetzungen auf. Nach der Form und Orientierung der Lamellen ordneten die Forscher den ursprünglichen Meteoriten der Klasse der feinen Oktaedrite zu.

Die Verwendung meteoritischen Materials war nur Personen der Oberschicht einer Gesellschaft vorbehalten. Es ist sehr selten, war zur damaligen Zeit schwierig zu verarbeiten und fällt zudem aus dem Himmel. Derart kostbare Gebilde wurden oft als Geschenke der Götter angesehen. Sie sollten dem hochgestellten Verstorbenen als Grabbeigabe einen guten Übergang ins Jenseits garantieren. Beispiele für die Verwendung meteoritischen Eisens finden sich auch in späteren Funden aus Ägypten. Im Grabschatz des berühmten Pharaos Tutanchamun fanden sich unter anderem ein Säbel und 16 Miniaturklingen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit aus meteoritischem Eisen bestehen.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.