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Emissionen: Die größte Methanquelle der Welt liegt im Südsudan

Mit Hilfe von Satellitendaten hat ein Forschungsteam die zehn größten Methanquellen ermittelt. Darunter sind Ölfelder und Kohleabbaugebiete, aber auch natürliche Sumpflandschaften.
Weitläufige Landschaft mit einem Sumpfgebiet bei Sonnenuntergang. Das Wasser reflektiert das orangefarbene Licht der untergehenden Sonne, während sich grüne Vegetation über das Bild erstreckt. Der Himmel ist leicht bewölkt und in warmen Tönen gehalten. Keine Menschen oder Tiere sind sichtbar.
Das Sudd-Feuchtgebiet liegt im Südsudan und umfasst eine Fläche von etwa 57 000 Quadratkilometern. Im Jahr 2020 wurden dort erhöhte Methankonzentrationen festgestellt, die auf starke Regenfälle und den erhöhten Pegel des Weißen Nils zurückgeführt werden.

Mensch und Natur verschärfen gemeinsam ein großes Klimaproblem: Zu den zehn wichtigsten persistenten Quellen für Methan (CH4) weltweit gehören neben natürlichen Ursachen wie Sumpflandschaften vor allem Kohleabbaugebiete sowie große Öl- und Gasfelder. Das berichtet eine Forschungsgruppe der Universität Bremen im Fachmagazin »Atmosphere, Chemistry and Physics«. Die Wissenschaftler konzentrierten sich für ihre Analyse auf solche Quellen, die das Gas über einen langen Zeitraum kontinuierlich freisetzen. Demgegenüber stehen die so genannten »Super-Emitter«, die zwar unverhältnismäßig große Mengen Methan freisetzen, aber nicht kontinuierlich. Das sind typischerweise Öl- und Gasbetriebe, Kohlebergwerke oder schlecht verwaltete Mülldeponien.

Methan ist nach Kohlendioxid (CO2) das zweitwichtigste Treibhausgas und kommt in der Luft natürlich vor. Seine zunehmende Konzentration in der Atmosphäre ist jedoch ein wichtiger Faktor für die globale Erwärmung. Bis zum Jahr 1850 lagen die Werte nach Angaben des US-amerikanischen NOAA Global Monitoring Laboratory zwischen 680 und 790 Teilchen pro Milliarde (parts per billion, kurz ppb). Der Methangehalt in der Erdatmosphäre hat sich mittlerweile gegenüber 1850 fast verdreifacht und liegt nun bei mehr als 1900 ppb. Methan hat einen stärkeren Erwärmungseffekt als Kohlendioxid, obwohl es kürzer in der Atmosphäre verweilt, bevor es sich zersetzt. Über einen Zeitraum von 20 Jahren hat jedes emittierte Kilogramm Methan ein Erwärmungspotenzial, das mehr als 80-mal höher ist als das von Kohlendioxid.

An der Spitze der zehn wichtigsten persistenten Emissionsquellen steht das Sudd-Feuchtgebiet im Südsudan. Feuchtgebiete sind die stärksten natürlichen Methanquellen, da die im Boden vorkommenden Mikroben große Mengen des Gases freisetzen. Die Iberá-Feuchtgebiete in Argentinien landeten auf Platz 3 der Liste. Doch in der Studie wurden auch zahlreiche Methanquellen ermittelt, die auf menschliche Aktivitäten zurückgehen. Die größte menschengemachte Quelle sind die Öl- und Gasfelder an der Westküste Turkmenistans (Platz 2). Des Weiteren gehören drei Kohleabbaugebiete in der chinesischen Provinz Shanxi (Plätze 5, 6 und 7) sowie das größte russische Kohleabbaugebiet nahe der Stadt Kuznetsk (Platz 9) dazu.

In Nordamerika ermittelte die Arbeitsgruppe mehrere Standorte mit hohen Methanemissionen, darunter das Perm-Becken (Platz 10), das Ölfeld mit der höchsten Produktion in den Vereinigten Staaten. Es erstreckt sich über die Grenze zwischen Texas und New Mexico. Auf Platz 8 landete die Region rund um die Stadt Dhaka in Bangladesch, die zu den am dichtesten besiedelten Orten der Welt gehört. Die Emissionen sind unspezifisch und gehen vor allem auf Mülldeponien, Abwässer, Verdauungsgase von Wiederkäuern wie Rindern, Schafen und Ziegen sowie auf Kraftwerke zurück. Ganz ähnlich ist die Situation in der chinesischen Provinz Liaoning (Platz 4).

Die Fachleute analysierten die Methankonzentrationen für die Jahre 2018 bis 2021. Als potenziellen Daueremittenten stuften sie einen Ort ein, wenn die Methankonzentration konstant höher war als in der Umgebung. Das Forschungsteam nutzte dazu die Daten der Copernicus-Mission Sentinel-5P. Der Satellit wird in enger Zusammenarbeit von der Europäischen Weltraumagentur ESA, der Europäischen Kommission, dem niederländischen Weltraumbüro und der Industrie betrieben. Er ist mit einem Messinstrument ausgestattet, das zur Kartierung von Spurengasen einschließlich Methan eingesetzt wird. »Das Ziel der Studie war nicht, bestimmte Ereignisse zu identifizieren, bei denen Methan nur für kurze Zeit freigesetzt wird«, erklärte Michael Buchwitz, leitender Wissenschaftler an der Universität Bremen, laut einer Pressemitteilung der ESA. »Vielmehr ging es darum, Quellen zu identifizieren, die in den vier untersuchten Jahren nahezu kontinuierlich Methan emittieren.« Die Methan-Hotspots dieser Welt zu kennen und die Emissionen möglichst präzise zu schätzen, sei eine wichtige Voraussetzung, um die Ursachen der globalen Erwärmung bekämpfen zu können.

  • Quellen
Atmos. Chem. Phys. 10.5194/acp-24–10441–2024, 2024

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