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Kopfschmerzen: »Viele haben Migräne, ohne es zu wissen«

Von wegen harmlose »Frauenkrankheit« – laut WHO zählt Migräne zu den drei weltweit führenden Ursachen für Behinderung. Die Neurologin Dagny Holle-Lee erklärt, warum Trigger überschätzt werden und welcher neue Wirkstoff ihr Hoffnung macht.
Eine Person liegt in einem Bett, teilweise von einer Decke bedeckt, mit einem Arm über der Stirn. Das Zimmer ist schwach beleuchtet, mit einem Lichtstrahl, der durch einen Spalt in den Vorhängen fällt und die Szene sanft erhellt. Die Atmosphäre wirkt ruhig und entspannt.
Sobald es drückt und pocht, heißt es, ab ins Bett und Vorhänge zu. Bei Migräne erzwingt sich das Gehirn eine Pause von der Flut an Reizen.

Frau Holle-Lee, ich leide seit 15 Jahren an schweren Kopfschmerzen und hatte nie eine eindeutige Diagnose. Kürzlich bin ich auf Ihren Instagram-Account gestoßen, auf dem Sie über verschiedene Kopfschmerzarten aufklären, und bin mir nun sicher: Es ist Migräne. Ist der Weg zur Diagnose häufig so lang?

Ja, und das halte ich für das größte Problem bei der Krankheit. Wenn es nur kleinste Abweichungen vom typischen Krankheitsbild gibt, wird die Migräne oft nicht erkannt.

Das Wort Migräne kommt von »Hemikrania«, also »Kopfschmerz auf einer Seite». Meine Schmerzen sind immer im ganzen Kopf.

Das ist eines der verbreiteten Missverständnisse. Der Schmerz bei Migräne muss nicht einseitig sitzen, wie wir heute wissen. Er kann überall im Kopf und sogar im Nacken lokalisiert sein.

Und selbst bei stärksten Kopfschmerzen muss ich mich fast nie übergeben.

Tatsächlich müssen sich die allermeisten Patientinnen und Patienten nicht erbrechen. Trotzdem fällt man damit oft schon durch das Raster. Was auch viele nicht wissen: Migräne kann jeden Tag da sein, sodass gar keine einzelnen Attacken mehr erkennbar sind.

Ich hatte schon Phasen, in denen ich über Monate keine schmerzfreie Minute hatte. Da gab es Ärzte, die zu mir sagten: »Chronische Migräne gibt es nicht.«

Die gibt es sehr wohl. Das Problem ist: Wenn niemand die richtige Diagnose stellt, erfolgt auch keine passende Therapie. Dabei sind Kopfschmerzen der mit Abstand häufigste Grund für Besuche in neurologischen Praxen. Entscheidend für die Diagnosestellung sind vor allem die Schwere der Schmerzen und die Länge der Attacken. Spannungskopfschmerzen werden normalerweise nicht so schlimm, dass sie den Alltag beeinträchtigen oder dass man unbedingt ein Medikament nehmen muss. Klagt jemand über starke Kopfschmerzen, die zwischen 4 und 72 Stunden anhalten – bei vielen auch noch länger –, ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass es sich um Migräne handelt. Viele haben Migräne, ohne es zu wissen. Bis zu einem Viertel der Bevölkerung ist von Migräne betroffen, und laut Schätzungen ist rund der Hälfte davon gar nicht klar, was hinter ihren Beschwerden steckt. Wenn wir für unsere Studien Kontrollprobanden suchen, sind die teils schwerer zu finden als Erkrankte. Das muss natürlich nicht in dem Ausmaß sein wie bei Ihnen. Aber auch hinter dem, was Menschen als »normale Kopfschmerzen« beschreiben, steckt oft ein leichter Migräneanfall.

Migräne ist ja viel mehr als nur Kopfschmerz. Wie kann sie noch aussehen?

Die Krankheit ist unheimlich vielfältig. Migräne kann auch einfach nur Schwindel sein, ganz ohne Kopfschmerz, oder ein Betrunkenheitsgefühl, verbunden mit verschwommenem Sehen. Manche Patienten haben Vorwarnsignale vor der eigentlichen Hochphase der Migräne, bei denen sie ungewöhnliche Sinneseindrücke wahrnehmen: die Aura. Es gibt Auren, die sich als Kribbeln im Gesicht äußern, als Sehstörungen wie Flimmerskotome, Tunnelblick oder dass man plötzlich nicht mehr zur Seite sehen kann. Im Extremfall können Sprachstörungen oder Lähmungen auftreten. Ein verbreitetes Vorsymptom ist auch eine depressive Stimmung. Einige sind schon am Tag vor der Attacke niedergeschlagen und haben auf nichts mehr Lust.

Wie äußert sich Migräne bei Kindern?

Das ist ganz spannend. Bei Kindern kann sich die Migräne statt mit Kopfschmerzen mit Bauchschmerzen bemerkbar machen.

Davon habe ich gelesen! Vor allem in der Grundschule hatte ich etwa alle vier Wochen einen Bauchschmerzanfall, der einen halben Tag dauerte. Da half nichts außer Hinlegen und Abwarten. In der Jugend verschwanden die Bauchschmerzen dann, dafür kamen die Kopfschmerzen. Außerdem wurde ich als Kind sehr schnell reisekrank und musste mich auf längeren Autofahrten häufig übergeben.

Beides ist typisch. Sogar Kleinkinder können schon Migräne haben. Sie werden bei einem Anfall oft total quengelig und fallen danach in einen fast komatösen Schlaf, aus dem sie kaum zu wecken sind. Wenn sie aufwachen, ist es aber überstanden. Wenn Eltern das einordnen können, sind sie auch in der Lage, besser zu reagieren. Diese Kinder benötigen nicht mehr Beschäftigung, Spiele oder den Fernseher. Sie sind reizüberflutet und brauchen in dem Moment Ruhe. Ein total faszinierendes Symptom, das bei Kindern etwas häufiger auftritt, ist das »Alice-im-Wunderland-Syndrom«. Man hat dabei den Eindruck, dass Gegenstände wachsen oder schrumpfen. Ich hatte eine Studienkollegin, die mir erzählte, dass sie den Professor bei einem Bewerbungsgespräch plötzlich im Miniaturformat gesehen hat. Wichtig ist, dass man die Erkrankung auch bei Kindern ernst nimmt und anerkennt, dass die Betroffenen – etwa in der Schule, aber auch in der Freizeit – nicht ständig »funktionieren« können.

Wie würden Sie einem Kind erklären, was bei Migräne passiert?

Das Gehirn von Leuten mit Migräne nimmt mehr auf. Eigentlich arbeitet es einfach bombastisch gut, nur irgendwann wird es zu viel mit den ganzen Geräuschen, Gerüchen und Bildern, die reinkommen, und das Gehirn ist überlastet. Dann kommt der Anfall.

Jetzt dürfen Sie ein bisschen genauer werden.

Migräne ist eine Reizverarbeitungsstörung, die stark genetisch bedingt ist. Normalerweise gewöhnt sich das Gehirn an wiederkehrende Reize, das nennt sich Habituation. Wenn wir zum Beispiel eine Uhr ticken hören, nehmen wir das Geräusch anfangs bewusst wahr, nach einiger Zeit aber kaum noch – weil der Organismus entscheidet: »Das ist unwichtig, das kann ich ausblenden.« Diese Fähigkeit schützt uns davor, von alltäglichen Sinneseindrücken überflutet zu werden. Studien zeigen, dass Menschen mit Migräne langsamer oder gar nicht habituieren. Das heißt: Reize, die für andere mit der Zeit in den Hintergrund treten, bleiben bei ihnen auffälliger und präsenter. Das Gehirn filtert weniger stark. Man spricht deshalb auch von einer erhöhten kortikalen Erregbarkeit.

So ähnlich ist das doch auch bei der Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung ADHS: Auch hier führt eine neuronale Reizoffenheit zu Problemen. Eindrücke strömen so ungefiltert ein, dass das Wesentliche verloren geht. Wo liegt der Unterschied?

Tatsächlich gibt es da Überschneidungen. Wer ADHS aufweist, hat ein fast doppelt so hohes Risiko, auch Migräne zu haben, im Vergleich zu Menschen ohne ADHS. Es gibt sogar Patienten, die von einer ADHS-Medikation bezüglich ihrer Migräne profitieren. Doch es muss auch nicht beides auftreten. Viele Menschen mit Migräne können sich gut konzentrieren. Sie haben eine Reizempfindlichkeit, kriegen die eingehende Information aber ganz gut sortiert. Sie sind häufig sehr strukturierte Menschen.

In jüngerer Zeit ist das Konzept der Hochsensibilität aufgekommen – nicht als medizinische Erscheinung, sondern als Phänomen der Persönlichkeitspsychologie. Es ist in Fachkreisen umstritten, aber viele Menschen können sich stark damit identifizieren. Steckt dahinter womöglich etwas Ähnliches?

Ich glaube, dass es auch hier Überlappungen gibt. Die Reizempfindlichkeit des Migränegehirns würde ich schon als eine Art Hochsensibilität einordnen. Diese Eigenschaft hat mitunter durchaus positive Seiten, zum Beispiel dass man in der Lage ist, einfühlsamer auf andere Menschen zu reagieren. Allerdings kann die Reizempfindlichkeit auch so gravierend sein, dass sie das Leben stark beeinträchtigt.

Was läuft bei der Migräne physiologisch ab?

Es wird ein Cocktail an Stoffen ausgeschüttet, der vor allem an den Hirnhäuten zu einer Entzündungsreaktion führt. Eine zentrale Rolle spielt dabei ein inflammatorisches Neuropeptid namens CGRP, das »calcitonin gene-related peptide«. CGRP erweitert Blutgefäße, verstärkt die Weiterleitung von Schmerzsignalen und aktiviert eine Entzündungskaskade, die das Nervensystem zusätzlich empfindlich macht. Normalerweise wird CGRP bei speziellen Belastungen ausgeschüttet, etwa bei einem Schlaganfall. Bei Migräne passiert das allerdings übermäßig schon ohne einen solchen Auslöser.

Und an diesem CGRP setzen neue Medikamente an, oder?

2018 wurde der erste monoklonale CGRP-Antikörper zugelassen, manche kennen diese Medikamente als »Migränespritze«. Die Injektionen, die Patienten sich einmal im Monat selbst zuhause verabreichen können, führen bei vielen chronisch Betroffenen zu einer starken Besserung. Jetzt gibt es seit diesem Jahr zusätzlich eine neue Wirkstoffklasse, die sogenannten Gepante. Sie entfalten ihre Wirkung als Antagonisten, also als Gegenspieler, am CGRP-Rezeptor. Seit März 2025 ist in Deutschland das erste Gepant verfügbar, das Atogepant. Es ist als Prophylaxe zugelassen: Man nimmt täglich eine Tablette, um Attacken vorzubeugen. Wie gut Atogepant auch als Akutmedikament funktioniert, wird derzeit noch untersucht. Der zweite Vertreter der neuen Wirkstoffklasse, das Rimegepant, ist erst seit Juni in Deutschland auf dem Markt und als Akutmedikament und Prophylaxe genehmigt. Es ist aktuell sehr teuer, und es ist noch nicht so ganz klar, für wen es die Krankenkassen erstatten. Deshalb sind viele Ärztinnen und Ärzte bisher zurückhaltend, wenn es darum geht, es zu verschreiben. Wenn aber alle anderen Therapiemöglichkeiten nicht gut genug helfen, ist es eine Option.

Könnte man eine Prophylaxe mit einer Migränespritze auch mit einem Gepant kombinieren?

Zwei Prophylaxen, die über einen ähnlichen Mechanismus wirken, sind nicht so sinnvoll. Da würde ich eher eine andere Kombination testen: Es gibt neben den wichtigen nichtmedikamentösen Ansätzen wie Ausdauersport, Entspannungsverfahren und Stressregulation schließlich eine Reihe von Medikamenten, die – täglich eingenommen – vorbeugend wirken. Und nicht zuletzt können Botox-Injektionen in Stirn, Schläfen und Nacken bei vielen die Anzahl der Attacken verringern. Gegen eine Antikörperspritze zur Prophylaxe und ein Gepant als Akutmedikament ist hingegen nichts einzuwenden.

Und könnten Patienten bei einer Attacke ein Akut-Gepant und ein Triptan gleichzeitig nehmen?

Klar.

Und dazu noch eine normale Schmerztablette?

Wenn sie damit die Wirkung maximieren, spricht nichts dagegen.

Wir Schmerzpatienten sind ja immer darauf bedacht, nicht zu oft Schmerzmittel zu nehmen. Eine Faustregel besagt, dass man an höchstens zehn Tagen im Monat dazu greifen soll, sonst kann dadurch erst recht ein Dauerkopfschmerz entstehen.

Richtig. Aber auch da muss man aufpassen, nicht den Erkrankten die Schuld zu geben, die die Tabletten ja aus der Not heraus nehmen und nicht zum Spaß. Der »Medikamentenübergebrauchskopfschmerz« ist schlicht eine ungünstige Nebenwirkung der bisher verfügbaren Akutmittel. Deshalb ist es so wichtig, zusätzlich eine wirksame Prophylaxe für sich zu finden, mit der man im Idealfall unter zehn Kopfschmerztage im Monat kommt. Hier liegt ein Vorteil der neuen Gepante: Sie rufen nach allem, was man bisher weiß, selbst keinen Kopfschmerz hervor und fallen somit nicht unter die Zehn-Tage-Regel. Im Gegenteil – durch die Einnahme von Gepanten als Akutmedikation werden die Migräneattacken im besten Fall insgesamt seltener.

Das unabhängige Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen, IQWiG, kommt zu dem Fazit, dass der Zusatznutzen für Gepante nicht belegt sei.

Das stimmt, doch dieser Schluss ist vor allem methodisch begründet. Bisher liegen lediglich Studien vor, in denen Gepante mit Placebos verglichen wurden. Und da waren sie signifikant überlegen. Es fehlen aber noch direkte Vergleiche mit bestehenden Migränemedikamenten. Deshalb sagt das IQWiG: Der Zusatznutzen ist nicht belegt. Das heißt allerdings nicht, dass es keinen gibt – nur, dass er noch nicht systematisch nachgewiesen ist. Für viele Patienten, die von etablierten Medikamenten nicht profitieren oder sie schlecht vertragen, stellen Gepante trotzdem eine wichtige Option dar.

»Niemand sollte das Gefühl haben, er sei selbst schuld an der Migräne«

Was weiß man über Migränetrigger?

Trigger werden überschätzt. Zwar können Faktoren wie Alkohol, Schlafmangel, die Menstruation oder Wetterumschwünge mitunter eine Attacke begünstigen. Aber viele vermeintliche »Trigger« sind in Wahrheit Erscheinungen der Vorphase einer Migräne. Das Gehirn reagiert dann schon überempfindlich, etwa auf bestimmte Gerüche, oder man bekommt Heißhunger auf Kohlenhydrate. In Wahrheit ist die Migräne da längst im Anmarsch. Wäre Migräne wirklich nur eine »Triggerkrankheit«, wäre sie leicht zu behandeln: Man müsste die Auslöser konsequent meiden. Und Migränepatientinnen und -patienten sind in der Regel sehr diszipliniert. Aber so einfach ist es nicht. Einige können für sich klar einen Haupttrigger identifizieren und dann entscheiden, ob sie den meiden möchten oder nicht. Doch jede Attacke entsteht in einem komplexen Zusammenspiel. Deshalb sollte man sich nicht zu sehr auf Trigger fixieren und sich damit noch mehr in seiner Freiheit einschränken – das kostet nur Lebensqualität und bringt wenig.

Also selbst wenn ich alles »richtig« machen würde, hätte ich Anfälle?

Ja! Und das ist eine wichtige Botschaft: Sie machen nichts falsch. Migräne ist eine neurologische Erkrankung, keine Lifestyle-Frage. Die Anfälligkeit ist angeboren. Natürlich ist es sinnvoll, auf sich zu achten, Pausen einzubauen und Dinge zu tun, die guttun. Aber niemand sollte das Gefühl haben, er lebe sein Leben falsch oder sei durch Stress selbst schuld an der Migräne. Dieses Denken ist nicht korrekt und erzeugt nur zusätzlichen Druck.

Sie sagten, Migräne kann auch im Nacken sitzen. Kann sie von der Halswirbelsäule kommen oder von Verspannungen?

Das ist ein Mythos. Nackenschmerzen und Verspannungen gehören bei vielen Erkrankten zur Migräne dazu – sie sind ein Symptom, keine Ursache. Weil der Schmerz im Nacken so präsent ist, haben viele das Gefühl, er sei der Auslöser – gerade morgens beim Aufwachen. Tatsächlich ist es jedoch die Migräne selbst, die den Schmerz hervorruft. Es gibt Betroffene, die leichte Massagen als angenehm empfinden, Physiotherapie wirkt bei vielen aber verschlimmernd. Heilend ist sie bei Migräne definitiv nicht.

Wenn man verzweifelt ist, versucht man, den eigentlichen Grund hinter den extremen Schmerzen zu finden. Macht die Suche nach der verdeckten Ursache überhaupt Sinn?

Nein, Migräne ist die Ursache. Sie ist eine eigenständige Krankheit, keine Folge einer anderen versteckten Erkrankung. Was stimmt: Gewisse Autoimmunerkrankungen oder schwere Hormonstörungen können eine Migräne verschlimmern. Die machen aber immer auch separate Beschwerden. Und Hormone spielen generell eine Rolle, etwa rund um den Zyklus. Doch es gibt nicht den tieferen Grund, den man nur finden müsste, um die Migräne auszuschalten. Das kann aber auch sehr entlastend sein: Man muss nicht ewig nach dem verborgenen Auslöser suchen.

Was war der größte Durchbruch der letzten zehn Jahre Migräneforschung?

Ganz eindeutig die Entwicklung der CGRP-Antikörper. Sie haben erstmals eine gezielte, auf den Krankheitsmechanismus zugeschnittene Therapie ermöglicht. Das war ein Paradigmenwechsel: weg von unspezifischen Prophylaxen wie Antidepressiva und Herzmedikamenten, hin zu einem maßgeschneiderten Medikament. Für viele, die lange ohne wirksame Hilfe waren, hat das die Lebensqualität massiv verbessert.

Was ist der größte Migräne-Mythos?

Ich glaube, das ist die Idee, dass es so etwas wie einen Aus-Knopf gibt. Es kursieren jede Menge Heilsversprechen von teils dubiosen Anbietern. Doch jeder, der behauptet, er könne Migräne heilen, ist unseriös. Die Krankheit ist nicht heilbar. Wir können sie aber inzwischen in vielen Fällen in den Griff bekommen und den Menschen ihre Lebensqualität zurückgeben. Mit jeder neuen Behandlungsoption erschließen wir uns einen neuen Patientenkreis, dem wir helfen können. Denn es ist auch so, dass nicht alles jedem gleich gut hilft. Man muss verschiedene Dinge ausprobieren. Und im Moment tut sich in der Forschung viel.

Denken Sie denn, dass Migräne irgendwann heilbar sein wird?

Das ist fast eine philosophische Frage. Ich glaube eher nicht, dass wir die Krankheit jemals ganz loswerden. Vielleicht ist sie schlicht der Preis, den wir als Menschheit für unser sagenhaft entwickeltes Gehirn zahlen.

Dagny Holle-Lee | Die Professorin für Neurologie am Universitätsklinikum Essen leitet das Westdeutsche Kopfschmerz- und Schwindelzentrum. Als »migraene_doc« teilt sie auf Instagram ihr Wissen über die Erkrankung.

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