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Mikroplastik: Kontaminieren Wissenschaftler ihre eigenen Proben?

Ein nicht unwesentlicher Anteil an Mikroplastik, das in Proben aus Meeren und Flüssen gefunden wird, könnte von Forschenden stammen, die sie sammeln.
Forschungsschiff in der Ferne

Mikroplastik ist schwer abbaubar und stellt eine erhebliche Gefahr für unsere Gewässer und die Lebewesen dar, die in ihnen leben. Daher ist es wichtig zu ermitteln, wie stark Flüsse und Meere belastet sind. Bei den Probennahmen und der anschließenden Auswertung könnten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler jedoch in erheblichem Maß Verunreinigungen durch Mikropartikel verursachen, beispielsweise durch ihre Kleidung. Das legen zumindest die Ergebnisse einer Pilotstudie von Claire Gwinnett von der Staffordshire University und Rachel Miller vom Rozalia Project for a Clean Ocean (USA) nahe.

Die Forscherinnen führten ihre Untersuchungen auf dem Segelforschungsschiff »American Promise« des Rozalia-Projekts auf dem Hudson River durch. Sie sammelten akribisch Proben von allen möglichen Verschmutzungsquellen auf dem Schiff, wie etwa der Kleidung von Forschenden und der Crew oder Fasern von Seilen. Dank dieses Katalogs konnten sie entnommene Wasserproben auf das Vorhandensein dieser unerwünschten Fasern und Partikel untersuchen.

Es zeigte sich, dass fast 40 Prozent der in den Proben gefundenen Mikrofasern und Mikroplastik auf jene Partikel zurückzuführen waren, die von dem Schiff stammten – wenn sich an ein striktes Antikontaminationsprotokoll gehalten wurde. Wurde dies nicht eingehalten, so machten die Schmutzpartikel sogar über 70 Prozent der Probe aus.

Um Kontaminationen zu minimieren, empfehlen die Autorinnen Forschenden, sich von forensischen Methoden inspirieren zu lassen. »Bei der Entnahme von Mikroplastikproben wie ein Gerichtsmediziner zu denken, hat seine Vorteile, wie diese Studie gezeigt hat. Kriminaltechniker denken ständig darüber nach, wie sie Proben verunreinigen könnten und wie sie dies verhindern können«, sagt Claire Gwinnett.

Zu den Lösungen für künftige Studien gehört die Ausstattung des gesamten Teams mit denselben Kleidungsstücken mit geringer Schuppenbildung und ungewöhnlicher Farbe und Fasermorphologie. Dies würde eine schnelle Identifizierung als Kontamination ermöglichen. Es sei wichtig, dass die gesamte Bootsbesatzung in das Qualitätsprotokoll einbezogen wird, da bei dieser Studie auch Fasern des Kapitäns und des Ersten Offiziers in den Proben gefunden wurden.

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