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News: Mikrosystemtechnik - Wann kommt der Durchbruch?

Drei Forschungsinstitute haben im Auftrag des Wirtschaftsministeriums Baden-Württemberg die Potentiale mikrosystemtechnischer Produkte in Deutschland und ihre Bedeutung für die deutsche Industrie und Forschung ausgelotet. Sie sind zu dem Ergebnis gekommen, daß die Mikrosystemtechnik langsam immer größere Bedeutung erlangen wird. Und Deutschlands Industrie droht die Entwicklung zu verschlafen.
Die Mikrosystemtechnik wird seit einem Jahrzehnt als Hoffnungsträger erneuerter technologischer Wettbewerbsfähigkeit betrachtet und seit ebenso langer Zeit von Bund und Ländern mit erheblichem finanziellen Aufwand gefördert. Aber wann kommt der Durchbruch mikrosystemtechnischer Produkte auf dem Markt? Sind die deutsche Industrie und die deutsche Forschung auch langfristig wettbewerbsfähig? Diese Fragen versucht eine vom Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg in Auftrag gegebene Studie zu beantworten.

Drei Institute – das Fraunhofer Institut für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA), Stuttgart, das Institut für Werkzeugmaschinen und Betriebstechnik der Universität Karlsruhe (wbk) und das Fraunhofer Institut für Systemtechnik und Innovationsforschung (ISI), Karlsruhe, – vereinten ihre unterschiedlichen Kompetenzen auf den Gebieten der Mikrotechnik und der Innovationsforschung. Aus mehr als vierzig Firmeninterviews in den USA, in Japan und in Deutschland sowie aus einer großen Anzahl von Patentrecherchen und Literaturanalysen filterten sie industrielle Miniaturisierungsstrategien und Diffusionsmuster heraus.

Ein zentrales Ergebnis der Studie ist, daß der Markt für miniaturisierte Komponenten und Systeme auf einer breiten Anwendungsbasis wachsen wird. Einen lawinenartigen Durchbruch der Mikrosystemtechnik wird es jedoch kaum geben – das prognostizierte Wachstum erfolgt eher kontinuierlich und stetig. Aufgrund der langen Entwicklungszeiten, der Komplexität der Technologie und der noch unzureichenden Fertigungstechnik und Fertigungserfahrung wird der Markt für Mikrosysteme erst mittelfristig, also in fünf bis sieben Jahren, ein wirtschaftlich relevantes Ausmaß erreichen.

Deutschland besitzt in der halbleiterbasierten Mikrosystemtechnik, bei neuartigen Mikrobearbeitungstechniken und bei der konventionellen Miniaturisierung eine sehr gute Ausgangsposition. Verglichen mit Unternehmen in den USA halten sich deutsche Firmen mit der Umsetzung mikrosystemtechnischer Produkte aber deutlich zurück. Diese Zurückhaltung steht im Einklang mit den traditionell deutschen Innovationsmustern. Sie kann allerdings zu ähnlichen Konsequenzen wie in der Mikroelektronik führen: Durch einen Umsetzungsstau laufen deutsche Industrieunternehmen Gefahr, die Wettbewerbsvorteile der neuen Technologie zu verpassen und damit Marktanteile in wichtigen Märkten einzubüßen.

Zur Erhaltung und zum Ausbau der deutschen Wettbewerbsposition in dieser Branche haben die an der Studie beteiligten Wissenschaftler eine Reihe von Empfehlungen für Industrie, Forschung und Politik erarbeitet. Ihre wichtigste lautet, die anwendungsnahe Technologieförderung wesentlich stärker in die industrielle Verantwortung überzuleiten. Eine Erkenntnis aus der Studie ist, daß vielfach nicht Technologie-, sondern Innovationsdefizite zum Engpaß für die Nutzung von Wettbewerbsvorteilen aus der Mikrosystemtechnik werden. Deshalb empfehlen sie eine Akzentverlagerung von der Technologieförderung zur Innovationsförderung im anwendungsnahen Bereich. Außerdem sehen sie Bedarf für eine effizientere Moderation und Koordination strategischer Technologie- und Innovationsförderung.

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