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Südamerika: Milben offenbaren Fall des Inkareichs

Eine Milbenart, die sich bevorzugt von Lama-Dung ernährt, könnte sich als Kronzeuge für den Aufstieg und Fall des Inka-Reichs bewähren. Denn je nachdem wie stark das Andenvolk seine Fernhandelsrouten nutzte, stand den Milben ein unterschiedliches Nahrungsangebot zur Verfügung, was zu einer über die Jahrhunderte schwankenden Populationsgröße führte. In den Sedimentschichten eines an einer Inka-Straße gelegenen Sees bestimmten Forscher daher, wie viele Milben von Jahr zu Jahr in den See gespült wurden und gewannen so ein Maß für den Verkehr auf der Straße und damit für die Bevölkerungszahl der Inkas.

Zu- und Abnahme der Hornmilben in den Proben aus dem peruanischen Hochland entsprach dabei bekannten Ereignissen aus der Geschichte der Inkas und ihrer Nachfolger, erklärt der Leiter der Studie Mick Frogley von der University of Sussex: Der Untergang des Inka-Reichs bei Ankunft der Europäer etwa schlage sich durch einen drastischen Rückgang der Milbenanzahl deutlich im Fundmaterial nieder. Erst ab dem späten 16. und frühen 17. Jahrhundert fänden sich wieder vermehrt Milben in den Proben – sie profitierten wohl von europäischen Nutztieren, die Siedler in die Neue Welt mitbrachten.

Über den Abgleich mit bekannten historischen Daten hätten sie gezeigt, dass die Methode funktioniere, schreiben die Forscher im Journal of Archaeological Science. Im nächsten Schritt wollen sie nun die weniger gut erforschten Epochen vor der Zeit der Inka untersuchen.

"Die neue Milben-Methode", so Frogley, "könnte helfen, eine Vielzahl von gesellschaftlichen Entwicklungen zu verstehen. Selbst ein so kleines und alltägliches Tier wie die Milbe, die sich von den Exkrementen Anderer ernährt, führt eindrucksvoll die verhängnisvollen Auswirkungen der europäischen Besiedlung der Neuen Welt vor Augen."

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