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News: Mini-Maus

Eine Maus ist zwar um einiges kleiner als ein Mensch, doch ihre Zellen halten im Größenvergleich durchaus mit. Doch die Nager lassen sich noch weiter schrumpfen: Genetisch veränderte Tiere, deren Zellen nur zwei Drittel so groß waren wie die von normalen Mäusen, nahmen sich neben ihren Artgenossen wie Liliputaner aus. Welche Moleküle jedoch, und vor allem wie, die molekularen Strippen des Größenwachstums ziehen, bleibt vorerst im Dunkeln.
Offenbar weiß eine Zelle ganz genau, wann sie ihr Wachstum einstellen muss, weil sie ihre endgültige Größe erreicht hat. Doch wer sagt ihr, dass es nun genug ist und sie sich nicht noch weiter aufblasen muss? Nach bisherigen Erkenntnissen steuern eine ganze Armada unterschiedlicher Gene die Zellgröße, allen voran das Hormon Insulin und mit ihm verwandte Moleküle. Problemlos durchdringen diese kleinen Moleküle die Gewebe und verbreiten so ihre wachstumsfördernden oder hemmenden Nachrichten.

Neben diesen Botschaftern beteiligt sich auch ein Protein namens Rho-GAP an der Steuerung der Zellgröße. Welche Auswirkung das Protein auf das zelluläre Wachstum hat, konnten Forscher um Jeffrey Settleman von der Harvard Medical School in Charlestown nun dank einer so genannten Knock-Out-Maus verfolgen, die das Protein Rho-GAP nicht herstellen konnte.

Die Folgen dieses Mangels waren recht überraschend. Denn während Rho-GAP bei anderen Botschaften hemmend wirkt, scheint es die Wachstumssignale zu verstärken. Zumindest waren die Zellen der Nager nur zwei Drittel so groß wie diejenigen ihrer normalen Artgenossen. Und dazu wirkte dann auch noch die ganze Maus geschrumpft: Statt der üblichen drei Zentimeter erblickte der genetisch veränderte Mäuse-Nachwuchs mit nur zwei Zentimetern das Licht der Welt.

Die von Settleman und seinen Kollegen vorgestellte Mini-Maus ist das erste Tier seiner Art mit dem Phänomen der kleinen Zellen und erregt gleich großes Aufsehen. Etwa bei Sally Leevers, die am Cancer Research UK in London das Zellwachstum untersucht: "Es scheint so, als ob man die Tiergröße ändern könnte, indem man die Zellgröße variiert." Doch wie steuern die beteiligten Signale – die man in den letzten Jahren entdeckt hat und die fast alle der Insulinkaskade zuzuordnen sind – das Wachstum? Eine Frage, die nach wie vor offen bleibt.

Man weiß zwar, dass ein permanenter Insulinspiegel einer Zelle dabei helfen kann, die richtige Größe beizubehalten, indem Insulin die Produktionsrate der Proteine reguliert. Denn, je größer eine Zelle werden will, desto mehr Protein braucht sie. "Um größer zu sein, muss man eine Menge mehr Protein produzieren", erklärt auch Settleman das Phänomen. Alternativ dazu könnte Insulin auch die Produktion von Enzymen ankurbeln, die für ein schnelleres Zellwachstum und gesteigerten Metabolismus sorgen. Es könnte aber auch beides machen. Und Rho-GAP greift nach Settlemans Ansicht in diese Signalkaskaden ein. Jedenfalls liegt vor den Forschern noch ein schwieriges Puzzle, das es nun zu lösen gilt.

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