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Paläontologie: Mini-Tukan lebte unter Dinosauriern

Vögel sind nicht nur die überlebenden Nachfahren der Dinos, sie lebten schon mitten unter ihnen. Ihr ganzer Artenreichtum wird erst langsam bekannt.
Falcatakely forsterae lebte mit Dinosauriern

Seit über 70 Millionen Jahren leben Vögel auf der Erde; sie sind die wahren Erben der Dinosaurier. Ihre frühe Artenvielfalt ermitteln Paläontologen aber nur langsam: Die leichten Knochen der Tiere gingen bei der Versteinerung schnell kaputt. Ein besonders schöner und seltener Fund gelangen deshalb Patrick O'Connor von der Ohio University und seinem Team in Madagaskar, wie sie in »Nature« berichten. Dort entdeckten sie die Überreste eines Vogelschädels mit relativ großem Schnabel, der an heutige Tukane erinnert.

Die Falcatakely forsterae genannte Art lebte während der späten Kreidezeit vor 72 bis 66 Millionen Jahren und gehörte zur Gruppe der zahntragenden Enantiornithes, die am Ende der Kreide zusammen mit den Dinosauriern ausstarb. Eine der Besonderheiten von Falcatakely forsterae ist daher auch der Zahn am Ende seines relativ langen, sichelförmigen Schnabels, der für einen nur neun Zentimeter großen Vogel recht prominent ausfiel. Unklar ist allerdings, ob die Art sich wie heutige Tukane von Früchten und kleinen Wirbeltieren ernährte, die die südamerikanischen Tukane aus Baumhöhlen und Nestern ziehen können.

Falcatakely forsterae ähnelte heutigen Tukanen | Dieser frühe Vogel war nur neun Zentimeter groß und lebte während der späten Kreidezeit in einem Teil der Erde, der jetzt Madagaskar ist. Sein Schnabel ähnelt dem heutiger Tukane.

Die Fundstätte des prähistorischen Vogels hat in den vergangenen Jahren zahlreiche Fossilien aus der späten Kreide preisgegeben. Damit können O'Connor und Co die Umwelt der damaligen Zeit vor Ort rekonstruieren. Es handelte sich dabei wohl um ein relativ trockenes Ökosystem, in dem auch ungewöhnliche Pflanzen fressende Krokodile, kurzarmige, Fleisch fressende Raubsaurier und auch erste dachsartige Säugetiere existierten. Damals wie heute lebten auf Madagaskar eine sehr eigentümliche Fauna: Die Insel hatte sich vor 88 Millionen Jahren von Indien getrennt und ist seitdem relativ isoliert, was eine besondere Evolution ermöglicht hat.

Bei modernen Vögeln besteht der Schnabel aus einem einzigen Knochen, während er sich bei Urvögeln wie Falcatakely forsterae aus zwei Knochen aufgebaut hat. Bei der Entwicklung des tukanartigen Schnabels von Falcatakely forsterae könnte es sich also um eine konvergente Evolution gehandelt haben: Unabhängig voneinander haben zwei weit entfernt verwandte Vogelfamilien ähnliche Körpermerkmale ausgebildet und eingesetzt.

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