Direkt zum Inhalt

CERN: "Mini-Urknall" im LHC

Schwarzes Loch im Atlas-Detektor
Der weltgrößte Teilchenbeschleuniger LHC bei Genf hat einen neuen Hitzerekord aufgestellt: Mit kollidierenden Bleiatomkernen erzeugten die Physiker am Europäischen Teilchenforschungszentrum Cern subatomare, zehn Milliarden Grad Celsius heiße Mikro-Feuerbälle – fast zwei Millionen Mal heißer als an der Oberfläche der Sonne.

Bleikollisionen | Rekonstruierte Kollisionsbahnen der Bleiatome, die nun im LHC aufeinander geschossen und vom Inner Tracking System der Anlage erfasst wurden.
Dies seien "die höchsten Temperaturen und größten Dichten, die jemals in einem Experiment erreicht worden sind", sagte David Evans von der Universität Birmingham, der am Alice-Detektor des LHC arbeitet. Von dem "Mini-Urknall" erhoffen sich die Forscher Einblicke in die ersten Mikrosekunden des Universums. "Wir sind begeistert von diesem Erfolg!" jubelte Evans. "Ich freue mich darauf, ein kleines Stückchen von dem zu erforschen, woraus das Universum eine millionstel Sekunde nach dem Urknall bestand." Der Large Hadron Collider (LHC) war zum Wochenende erstmals auf die schweren Bleiatomkerne umgestellt worden, nachdem sieben Monate lang Versuche mit leichten Wasserstoffkernen gelaufen waren.

"Bei diesen Temperaturen schmelzen sogar Protonen und Neutronen, aus denen die Atomkerne bestehen", erläuterte Evans. Es entsteht eine heißes Plasma aus Quarks und Gluonen, den Bausteinen von Protonen und Neutronen, aus dem sich die Forscher Hinweise auf die so genannte Starke Wechselwirkung erhoffen.

Der Einsatz von reinen Bleiionen unterscheidet sich stark von den bisherigen Experimenten mit Protonen. Von der Quelle bis zur Kollision müssen die Parameter der Maschine neu eingestellt werden. Wie zuvor bei den Protonen werden die Bleiatome zuerst in eine Richtung auf ihre Reise durch den Teilchenbeschleuniger geschickt. Haben sich dann später die Bleiatomstrahlen etabliert, werden sie auf die vollen 2,87 Tera-Elektronenvolt (Tev) je Strahl beschleunigt, bevor die Wissenschaftler die aus 82 Protonen bestehenden Bleiionen aufeinander prallen lassen. Die nötige Energie liegt deutlich höher als bei den leichteren Protonen. Bis zum 6. Dezember sollen nun die Experimente mit den Bleiionen weiterlaufen, bevor das CERN in die Winterpause zur technischen Überholung geht. (tt/dl)

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.