Direkt zum Inhalt

Raumfahrt: Mission des Raumfrachters Edoardo Amaldi beendet

Die automatischen Transferfahrzeuge der ESA, kurz ATV, sind die größten Frachttransporter, die an der Internationalen Raumstation ISS andocken. Mit einem Gesamtgewicht von mehr als 20 Tonnen beim Start sind sie zudem die schwersten Raumfahrzeuge der Welt.
Ein ATV im Anflug auf die Internationale Raumstation ISS

"Edoardo Amaldi", das dritte automatische Transferfahrzeug (ATV) der ESA, schloss am Morgen des 3. Oktober mit dem kontrollierten Wiedereintritt in die Erdatmosphäre und dem Verglühen über einem unbewohnten Gebiet des Südpazifik den letzten Teil seiner gelungenen sechsmonatigen Mission zur Versorgung der Internationalen Raumstation (ISS) ab.

Die ATV sind die technisch anspruchsvollsten Raumfahrzeuge, die je in Europa entwickelt wurden, und zugleich die größten und leistungsfähigsten Frachttransporter, die an der ISS andocken. Ihr Gewicht beim Start beträgt mehr als 20 Tonnen. Damit sind sie gegenwärtg die schwersten Raumfahrzeuge der Welt. Sie zeichnen sich durch eine unübertroffene Transportkapazität für Fracht und Treibstoff aus und können als Antriebsmodul eingesetzt werden, um die Bahn der ISS anzuheben. Auch wenn der Raumstation Weltraumtrümmer zu nahe kommen, lassen sich mit einem angekoppelten ATV Ausweichmanöver durchführen.

Während seiner Mission lieferte das ATV "Edoardo Amaldi" den Astronauten in der Erdumlaufbahn fast sieben Tonnen Treibstoff, Sauerstoff, Luft und Wasser sowie wissenschaftliches Gerät, Ersatzteile, Kleidung und Nahrung. Die Trockenfracht bestand aus mehr als hundert Paketen in acht Nutzlastschränken – zwei Schränke mehr als bei der vorherigen ATV-Mission.

Das ATV-3 wurde am 23. März 2012 mit einer Ariane-5-Trägerrakete in den Orbit gebracht und dockte fünf Tage später an der Raumstation an.

Die automatischen Transferfahrzeuge führen alle Manöver einschließlich des automatischen Andockens unter der genauen Überwachung des gemeinsam von der ESA und dem CNES betriebenen ATV-Kontrollzentrums in Toulouse, Frankreich, durch.

Bisher sind die ATV und die russischen Progress und Sojus die einzigen Raumfahrzeuge, die mit integrierter Redundanz eigenständig an der Station andocken können. Während das ATV-3 mit der Raumstation gekoppelt war, zündete es neunmal seine Triebwerke, um dem atmosphärischen Widerstand entgegenzuwirken und die Raumstation in ihrer Bahn zu halten. Ohne diese Bahnanhebungsmanöver mit den ATV oder den russischen Progress-Fahrzeugen würde die ISS mit der Zeit absinken und letztlich auf die Erde fallen.

Der achte Antriebsschub des ATV-3 am 22. August dauerte 40 Minuten (nahezu eine halbe Umkreisung des Erdballs) und hob die Station in eine Rekordhöhe von 405 bis 427 Kilometer über der Erde.

Während der sechs Monate, die das ATV-3 an die Raumstation gekoppelt war, bot es den Astronauten 48 Kubikmeter zusätzlichen Raum. Vor seiner Abkopplung wurde das druckbeaufschlagte Modul mit Abfall beladen.

Der europäische Raumschlepper trennte sich am 28. September von der ISS und begab sich nach kurzem freien Flug in seine sichere Rückflugbahn. Das mit Abfall beladene Raumfahrzeug verglühte am 3. Oktober um 03:30 Uhr MESZ gefahrlos in der oberen Schicht der Erdatmosphäre.

Sein Nachfolger, das ATV-4 mit Namen "Albert Einstein", hält sich schon jetzt für die nächste Nachschubmission zur Internationalen Raumstation bereit. Es traf am 19. September per Schiff an Europas Raumflughafen in Kourou, Französisch-Guayana, ein und soll im April 2013 starten.

Das fünfte ATV, "Georges Lemaître", wird derzeit montiert. Sein Start ist für April 2014 vorgesehen.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

  • Quellen
ESA Pressemitteilung Nr. 32–2012

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.