Direkt zum Inhalt

Mission Inspiration4: Vier Weltraumtouristen starten allein ins All

SpaceX könnte in der Nacht auf Donnerstag vier Laien in den Erdorbit befördern. Der Drei-Tages-Trip in der Crew Dragon wäre der Start in eine neue Etappe des Weltraumtourismus.
Eine Dragon-Kapsel nähert sich der Internationalen Raumstation

Keiner ist ein ausgebildeter Astronaut, und trotzdem sollen sie laut Plan drei Tage lang allein die Erde umrunden. Die Mission »Inspiration4« könnte eine neue Etappe des Weltraumtourismus einläuten: Zum ersten Mal wären Laien – in einer privaten Raumkapsel – ohne einen Berufsastronauten im Weltraum unterwegs. Sofern die Wetterbedingungen stimmen und es keine technischen Schwierigkeiten gibt, wird ihre vollautomatische Raumfähre in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag deutscher Zeit von Cape Canaveral aus abheben, heißt es auf den Webseiten der Mission.

Mit einer maximalen Höhe von 575 Kilometern soll sich die Kapsel des Raumflugunternehmens SpaceX zudem deutlich weiter von der Erde entfernen als Amazon-Gründer Jeff Bezos und Virgin-Galactic-Chef Richard Branson. Mit ihren Suborbitalflügen hatten die beiden unlängst großes Aufsehen erregt. Sie waren mit ihren Fluggeräten allerdings jeweils nur für wenige Minuten auf etwa 100 Kilometer aufgestiegen. Die Inspiration4-Crew hingegen wird mit einer Geschwindigkeit von 30 000 km/h die Erde einmal alle 90 Minuten umrunden.

Die Inspiration4-Crew wird im Innern der Crew-Dragon-Kapsel sitzen, mit der SpaceX bereits Astronauten zur Internationalen Raumstation (ISS) befördert hat. Bei dieser Mission wird allerdings nicht an die ISS angedockt, das Kupplungsmodul wurde durch eine Aussichtkuppel ersetzt, die einen Rundumblick auf Erde und Weltall ermöglicht. Der Inspiration4-Flug wäre der erste bemannte Aufstieg in den Orbit von den USA aus seit 2009, dessen Ziel nicht die ISS ist. In die Umlaufbahn wird die Raumkapsel durch eine wiederverwendbare Falcon-9-Rakete befördert, die dann ihren dritten Einsatz durchläuft.

»Kommandant« (und Finanzier) der Mission ist der US-Milliardär Jared Isaacman, der mit seiner Zahlungsabwicklungsfirma reich geworden ist. Wie viel er für seinen Weltraumabenteuer bezahlt hat, hat SpaceX nicht veröffentlicht. Laut Deutscher Presse-Agentur sollen es gerüchteweise 200 Millionen US-Dollar gewesen sein. Den gleichen Betrag möchte er im Zuge der Mission als Spenden für das Kinderkrankenhaus St. Jude in Memphis aufbringen. 100 Millionen Dollar habe er bereits gespendet. Nun werden unter anderem 32 Kilogramm Hopfen den Flug mitmachen, die anschließend für den guten Zweck unter Brauereien versteigert werden. Einen Platz an Bord konnte die Klinik selbst verlosen.

Das Team um Commander Isaacman

Zu seinem Team zählt die 51 Jahre alte Professorin für Geowissenschaften Sian Proctor. Die Raumfahrtenthusiastin und »Simulationsastronautin« ist neben ihrer Lehrtätigkeit als Wissenschaftskommunikatorin aktiv. Sie wird im Rahmen der Mission als Pilotin auftreten: Sollte es zu dem unwahrscheinlichen Fall kommen, dass die automatische Steuerung der Kapsel versagt, dann werde sie das Steuer übernehmen, teilt SpaceX mit. Sie gewann das Ticket mit einer Geschäftsidee im Rahmen eines Businesswettbewerbs, den Isaacman ins Leben gerufen hatte. Die Plätze drei und vier wurden vom St. Jude Hospital vergeben. Sie gingen an die 29-jährige Arzthelferin Hayley Arceneaux, die am St.-Jude-Krankenhaus beschäftigt ist und dort selbst als Kind eine Knochenkrebserkrankung überstanden hat – sie wird die jüngste US-Amerikanerin im Weltall sein. Der 41 Jahre alte Informatiker und Air-Force-Veteran Christopher Sembroski bekam sein Ticket von einem Freund geschenkt, der bei der Spendenlotterie des Krankenhauses gewonnen hatte.

Zur Vorbereitung auf die Zeit im All hatten die vier ein umfangreiches Test- und Fitnessprogramm durchlaufen. Wie überhaupt die gesamte Mission wurde auch das Training von Kameras begleitet und als Dokumentation auf Netflix gezeigt.

Laut einer Mitteilung beginnt das fünfstündige Startfenster am Weltraumbahnhof in Florida am 15. September um kurz nach 20 Uhr Ortszeit, das entspricht zwei Uhr nachts am 16. September in Deutschland. Sollte der Start verschoben werden müssen, wäre die nächste sich bietende Gelegenheit genau 24 Stunden später. Der Start kann im Livestream unter anderem auf Youtube verfolgt werden.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.