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News: Mister Carbone und Mister Bellamy

Am Ende eines langen Lebens machen Mister Carbone und Mister Bellamy Kassensturz. Während Ersterer zeitlebens verbrauchte statt wieder zu verwenden, hat Letzterer ökologisch gedacht und umweltbewusst gehandelt - und auf dieses Weise 120 000 Euro gespart.
Mister Carbones Leben begann in einer ganz normalen Londoner Familie mit ganz normalen Wegwerfwindeln. Zur Schule wurde der kleine Carbone gebracht - mit dem Auto -, Verpackungen, Zeitungen oder Altglas wurden unsortiert im Müllschlucker entsorgt, und wenn es im Sommer in den Urlaub ging, dann nicht an die britische Küste, sondern an ferne Strände. Kurzum: Mister Carbone ist jemand, der sich um den Umweltschutz nie kümmert und dem ein ökologisches Gewissen gänzlich fehlt.

Ganz im Gegensatz zu Carbones Nachbar Mister Bellamy, dem das Bewusstsein für die nachhaltige Nutzung von Ressourcen bereits in die Wiege gelegt wurde - in Gestalt von Leinenwindeln beispielsweise. Bellamy würde niemals Auto fahren, sondern bervorzugt seit jeher Bus und Bahn. Natürlich trennt er immer seinen Müll, kauft Produkte aus der Region und erholt sich im eigenen Land.

Nun, an ihrem 75. Geburtstag, sitzen Mister Carbone (carbon, engl.: Kohlenstoff) und Mister Bellamy, dessen Namenspatron David Bellamy 1982 in London die renommierte Conservation Foundation gründete, an einem Tisch und ziehen Bilanz - nicht, ob der eine besser lebte als der andere, sondern tatsächlich auf Heller und Pfennig. Nach einem langen Leben vergleichen die beiden ihre Bücher und machen eine erstaunliche Feststellung.

Denn alles in allem hat der ökologisch gleichgültige Mister Carbone in all den Jahren 1250 Tonnen Kohlendioxid produziert und dafür über 200 000 Euro bezahlt. Sein umweltbewusster Nachbar Mister Bellamy indes hat weit weniger Benzin verfahren und Rohstoffe verbraucht - und das schlägt sich bei ihm positiv zu Buche: Er setzte im Laufe seines Lebens 70 Prozent weniger Kohlendioxid frei - also nur 370 Tonnen -, was ihn keine 80 000 Euro kostete. Am Ende hat Bellamy somit 120 000 Euro mehr auf dem Konto.

Natürlich gibt es Mister Carbone und Mister Bellamy nicht wirklich, vielmehr sind sie der Phantasie von David Reay von der University of Edinburgh entsprungen, der mit seinen fiktiven Charakteren beispielhaft zeigen will, dass sich umweltbewusstes Handeln auszahlt - und zwar in barer Münze und aus der Sicht eines jeden Einzelnen.

Allerdings überbringt Reay mit seinem Rechenbeispiel zwei Nachrichten - eine gute: ökologisches Bewusstsein zahlt sich aus - und eine schlechte: dächten alle Menschen wie Mister Bellamy, hätte dies strukturelle und fundamentale Folgen für die Wirtschaft. Zwar sparte die britische Volkswirtschaft in jedem Jahr immerhin 1,6 Milliarden Euro, wenn nur eine Million Menschen sich wie Mister Bellamy verhielten, handelten aber schlagartig alle so, dann müssten die gesparten Gelder wohl in andere Projekte fließen - in den Unterhalt von arbeitslosen Automobilbauern etwa.

Doch will Reay dieses Argument als Ausrede nicht gelten lassen. Er habe mit seinen beiden Figuren vielmehr nur die Extreme aufzeigen wollen, ein effektiver und zugleich kostengünstiger Kompromiss könne in der Förderung erneuerbarer Energien, von Abfallrecycling, Wiederaufforstung oder der klugen Landnutzung liegen. Jedenfalls seien solche Maßnahmen ungleich kostengünstiger als die gesamtwirtschaftlichen Folgen von Klimakatastrophe, Rohstoffmangel und Schädigungen der Gesundheit.

Kurzum: Der Staat ist gefragt. Er müsste Strukturen schaffen, die es dem Mister Carbone schwerer machen und dem Mister Bellamy leichter. Doch der Staat reagiert auf seine Bürger, und denen ist offenbar noch nicht bewusst, dass ökologisches Handeln die eigenen Kassen klingeln ließe.

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