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Glioblastom: Mit dem Zika-Virus gegen Hirntumoren

Experimente an Tumorgewebe deuten auf radikale Therapieoption: Der Erreger tötet neuronale Vorläuferzellen - aber auch die Stammzellen des Tumors.
Illustration eines halbtransparenten Kopfs mit einem roten Tumor drin.

Das Zika-Virus ist dafür berüchtigt, schwere Schäden im Gehirn ungeborener Kinder anzurichten – doch das könnte es gleichzeitig zu einer Waffe gegen Krebs machen. Wie eine Arbeitsgruppe um Zhe Zhu von der University of California in San Diego im "Journal of Experimental Medicine" berichtet, greift das Zika-Virus beim Glioblastom gerade jene Zellen an, die klassischen Behandlungen oft widerstehen. Zhu infizierte das Tumorgewebe aus frisch operierten Glioblastompatienten mit zwei verschiedenen Stämmen des Zika-Virus. Die Erreger breiteten sich durch den Tumor aus und töteten selektiv die Stammzellen, aus dem sich die Tumoren wieder regenerieren. Auch Mäuse mit Gehirntumoren überlebten durch eine Zika-Infektion länger als Vergleichstiere. Demnach habe die Zika-Infektion möglicherweise einen komplementären Effekt zur klassischen Bestrahlung und könnte die Erfolgschancen erhöhen.

Das Zika-Virus schädigt das Gehirn von Föten, indem es gezielt die neuralen Vorläuferzellen infiziert und tötet, aus denen neue Nervenzellen werden. Deswegen bleibt der Kopf von Zika-Babys klein und das Gehirn unentwickelt. Diese Vorläuferzellen tragen ähnliche Markerproteine wie die Krebsstammzellen des Glioblastoms, so dass das mit Zika verwandte und ebenfalls auf Nervenzellen wirkende West-Nil-Virus (WNV) schon in den 1950er Jahren gegen den Hirntumor getestet wurde. WNV allerdings infiziert auch andere Zellen. Zika hingegen griff in den Versuchen mit aus Patienten isolierten Krebsstammzellen und den aus diesen gezüchteten Tumorattrappen zu mehr als 90 Prozent diese Stammzellen an. Zusätzlich überlebten Mäuse mit Glioblastom, denen die Arbeitsgruppe Zika-Viren ins Gehirn spritzte, signifikant länger. Einen gefährlichen Erreger mit potenziell schweren Langzeitfolgen ins Gehirn von Patienten zu spritzen, wäre zwar keine besonders erstrebenswerte Therapievariante, aber wohl meistens besser als die Alternative: Mit der klassischen Behandlung sind etwa 70 Prozent der Opfer binnen zwei Jahren tot.

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