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Ornithologie: Mit Gift die Frau überzeugen

Sie leben im Harem, plustern sich zur Paarung ziemlich auf - und fressen toxische Insekten, um die Weibchen zu beeindrucken? Warum machen Großtrappen das?
Großtrappe

Großtrappen (Otis tarda) sind die schwersten flugfähigen Vögel der Welt, und zumindest die Männchen haben es auch sonst nicht leicht: Sie scharen einen Harem um sich, doch müssen sie sich zur Balz dafür ziemlich aufplustern – und möglichst viele giftige Käfer fressen. Biologen hatten beobachtet, dass die Tiere vor allem während der Paarungszeit zahlreiche toxische Ölkäfer verspeisen, obwohl deren Inhaltsstoff Cantharidin ab einer gewissen aufgenommenen Menge tödlich wirkt. Zugleich wird dem Stoff eine potenzsteigernde Wirkung nachgesagt, die zum Beispiel bei Menschen lang anhaltende Erektionen herbeiführt. Großtrappen verwenden die Kerfe allerdings nicht als Aphrodisiakum, sondern wohl eher zur Selbstmedikation, meinen nun Forscher um Carolina Bravo vom Museo Nacional de Ciencias Naturales in Madrid.

Denn Cantharidin tötet schon in geringen Mengen Parasiten und sexuell übertragene Bakterien im Darm der Vögel ab. Während der Balz überprüfen die Weibchen die Kloake der Männchen, die sich vom weißen Gefieder der Tiere abhebt, sowie deren Kot, den sie zu dieser Zeit abscheiden. Mit einem hohen Käferkonsum belegen die Großtrappen, dass ihr Organismus größere Giftmengen aushält und sie robust sind. Zugleich entledigen sie sich damit lästiger Darmwürmer und Mikroben, was ihren Gesundheitszustand weiter verbessert – genügend Argumente, um eine erfolgreiche Vermählung einzuleiten.

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