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News: Mit Strontium auf den Spuren einer alten Kultur

Vor Tausend Jahren siedelte im Chaco Canyon Neumexikos ein Stamm nordamerikanischer Ureinwohner. Obwohl sie in mehreren Wäldern Holz für ihre Behausungen fällen konnten, haben sie einen konsequent gemieden. Jetzt kamen Geochemiker den Archäologen zur Hilfe und brachten mit ihren Untersuchungen der Strontium-Isotope ein wenig Licht in das Dunkel.
Archäologen, die sich mit den Anasazi beschäftigen, einem Stamm nordamerikanischer Ureinwohner, der einst im heutigen Neumexiko ansässig war, stehen seit langem vor einem Rätsel. Die Anasazi besiedelten die Region zwischen 550 und 1150 nach Christus und hinterließen im Chaco Canyon ihre Pueblos, Stallungen und Häuser aus Sandstein und Holz.

Neumexiko ist ein trockenes Land, und so waren die Holzressourcen überaus dürftig. In der Tat hat es in der Umgebung des Chaco Canyon genau drei Wälder gegeben, die alle etwa gleich weit entfernt waren. Gefällt haben die Anasazi jedoch nur in zwei Regionen: San Mateo und Chuska. Die Wälder einer dritten Region ließen sie aus unerfindlichen Gründen unberührt.

Warum, darüber lässt sich nur spekulieren. So gehen die einen davon aus, dass die Menschen jener Zeit die Wälder nach und nach solange nutzten, bis sie kein hochwertiges Holz mehr lieferten. Zur Nutzung des dritten Waldes fehlte ihnen schlichtweg die Gelegenheit, denn die Kultur der Anasazi wurde vor 850 Jahren von einer großen Dürre für immer aus ihrer Heimat vertrieben.

Andere Forscher vermuten indes, dass die Anasazi intensive kulturelle und wirtschaftliche Beziehungen mit ihren Nachbarn unterhielten und deshalb jener dritte Wald vielleicht tabu war.

Jetzt waren es Geochemiker, die Licht in das Dunkel dieser Geschichte brachten. Dazu bedienten sich Nathan English und seine Kollegen von der University of Arizona in Tucson der Zusammensetzung schwerer und leichter Strontium-Isotope. Das Verhältnis der Isotope ist je nach geologischen Bedingungen sehr unterschiedlich. Bäume nehmen sie in gelöster Form mit ihren Wurzeln aus dem Bodenwasser auf und konservieren sie in ihrem Holz. Jeder Baum trägt somit eine Art Herkunftsnachweis in sich.

Und genau dieses Phänomen machten sich die Forscher zunutze: Sie verglichen die Verhältnisse der Strontium-Isotope von 52 Proben aus dem Bauholz der Anasazi mit denen der Bäume in den drei Wäldern.

Und tatsächlich zeigte sich, dass die Anasazi ihr Holz ausschließlich aus den beiden Wäldern bezogen. Allerdings fanden sich deren Hölzer bunt gemischt in den Häusern, die Holzfäller nutzten die Wälder also nicht nach und nach sondern gleichzeitig. Aus dem dritten Wald fand sich indes kein Holz.

Die Archäologen sind dankbar, denn die Ergebnisse der Geowissenschaftler legen nahe, dass die Anasazi wohl aufgrund nachbarschaftlicher Beziehungen und Besitzverhältnisse jenen dritten Wald mieden. Bislang hatte sich die Strontium-Methode in diesem Bereich kaum bewähren können, jetzt hoffen die Forscher mit ihrer Hilfe auch die Herkunft alter Maiskolben und Truthahnknochen zu bestimmen.

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