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Gerüchte: Lästerpartner werden strategisch ausgewählt

Wer tratscht, denkt ziemlich geschickt – oft ohne es zu merken. Wenn wir entscheiden, wem wir pikante Informationen anvertrauen, befolgen wir unbewusst komplexe Regeln.
Zwei Frauen stehen im Freien. Die Frau mit langen, dunklen Haaren schaut überrascht und lächelt mit offenem Mund. Die Frau mit lockigem, rotem Haar flüstert ihr etwas ins Ohr. Beide tragen lässige Kleidung. Die Umgebung ist unscharf, was auf einen Garten oder Park hindeutet.
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Menschen haben ein erstaunlich feines Gespür für ihr soziales Umfeld – und setzen dieses gezielt ein, wenn sie tratschen. Eine Studienreihe, die Anfang Juli 2025 im Fachblatt »Nature Human Behaviour« erschienen ist, zeigt: Wir wählen unsere Lästerpartner nach klaren Regeln aus.

Das Team um die Kognitionswissenschaftlerin Alice Xia von der Brown University fand heraus, dass wir dazu mentale Landkarten unserer sozialen Umgebung nutzen. In vier Experimenten mit insgesamt mehr als 750 Untersuchten analysierten die Forschenden, wie Menschen entscheiden, mit wem sie pikante Infos teilen. Die Versuchspersonen sollten sich dafür zum Beispiel ein Netzwerk aus neun fiktiven Charakteren merken – wer ist mit wem befreundet, direkt oder über Ecken? Danach gaben sie jeweils auf einer Skala von 0 bis 100 an, wie bereitwillig sie einer der Figuren ein Gerücht über eine andere anvertrauen würden.

Das Ergebnis legt nahe, dass Menschen bevorzugt mit besonders beliebten Personen tratschen – aber nur, wenn diese gleichzeitig innerhalb des sozialen Netzes möglichst weit vom Opfer entfernt sind. Genau dann sind sie perfekte Multiplikatoren: Sie geben Informationen schnell weiter, doch die Gefahr, dass das Gerücht beim Betroffenen selbst ankommt, bleibt gering.

Eine zusätzliche Rolle spielt dabei die so genannte Transmissibilität – also wie mitteilungsfreudig jemand grundsätzlich ist. Plaudertaschen werden bevorzugt mit heiklen Infos versorgt, solange sie sich im sozialen Netzwerk weit weg von der Zielperson befinden. Sind sie jedoch eng mit dem Opfer vernetzt, werden sie umso stärker gemieden.

In einem der Experimente übertrug das Team den Versuch in die echte Welt. 187 Erstsemester sollten angeben, mit wem sie sich gut verstehen. Daraus rekonstruierten Xia und ihre Kollegen ein weit verzweigtes Netzwerk gegenseitiger Beziehungen. Ein Teil der Studierenden schätzte daraufhin ein, wie wahrscheinlich es sei, dass eine Information, die Person A betrifft, an Person B gelangt – allerdings ohne das erstellte Netzwerk zu sehen. Obwohl sie keine Informationen über die konkreten Pfade der Verbreitung hatten, waren die Studierenden in ihren Urteilen überraschend treffsicher. Wie bei den vorherigen Experimenten stellten sich die Beliebtheit, also die Anzahl der Freunde, und die soziale Distanz zum Opfer als entscheidende Faktoren heraus.

Die Autoren betonen, dass es sich dabei wahrscheinlich nicht um eine bewusste Rechnung handelt. Stattdessen scheint unser Gehirn solche Informationskaskaden intuitiv zu simulieren, um zu vermeiden, dass der Flurfunk beim Betroffenen ankommt.

  • Quellen
Xia, A. et al., Nature Human Behaviour s41562–025–02241–2, 2025

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