Ausgrabungen: Mittelalterliches Dorf mit Autobahnanschluss
Beim Ausbau der A8 zwischen München und Augsburg haben Archäologen bei Adelzhausen eine hochmittelalterliche Siedlung des 12. bis 14. Jahrhunderts entdeckt. Die Ergebnisse der Ausgrabungen werfen völlig neue Fragen zur Entwicklung der Region auf.
Die in die Erde eingetieften Grubenhäuser, die teilweise unterkellert waren, bargen zahlreiche Zeugnisse des täglichen Lebens. Neben Glasfragmenten von Gefäßen und Fenstern, Metallbeschlägen aus Bronze und Eisen, Messerklingen und Topfkacheln einer frühen Form des Kachelofens überraschte ein Tongefäß in Tiergestalt. Das so genannte Aquamanile (zusammengesetzt aus den lateinischen Worten aqua für Wasser und manus für Hand) – ein ursprünglich im Orient gebräuchliches Gefäß zur Handwaschung – war vor allem beim städtischen Bürgertum und beim Adel sehr beliebt. Durch die Handwaschung beim Essen unterschied man sich vom gemeinen Volk und konnte so höfische Tischsitten imitieren.
Die Objekte sind für eine ländliche Siedlung äußerst ungewöhnlich und zeugen vom gehobenen sozialen Status der Bewohner. Es sieht so aus, als müsste die Geschichte des Ortes neu geschrieben werden. Im Umfeld der Siedlung befindet sich auch eine mittelalterliche Befestigung, wo einst eine Burg gestanden haben könnte. (mm)
© epoc
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