Direkt zum Inhalt

Ernährung: Mittelmeerdiät verursacht mehr Darmwinde

Die Ernährung auf pflanzliche Kost umzustellen, kann gasförmige Nebeneffekte haben. Außerdem verändert sich das Mikrobiom. Mit welchen Auswirkungen für den Körper ist allerdings unklar.
Wer von Mischkost auf eine überwiegend pflanzliche Ernährung umsteigt, produziert ein mehr Stuhl und Verdauungsgase.

Wer von fleischhaltiger Kost auf eine überwiegend pflanzliche wechselt, produziert mehr Stuhl und Verdauungsgase als andere. Der Grund: Die Zusammensetzung des Mikrobioms im Darm ändert sich, wie eine Arbeitsgruppe um Claudia Barber vom University Hospital Vall d'Hebron in Barcelona auf der Basis einer Untersuchung an 20 Männern berichtet.

Die Probanden hatten eine fleischreiche »westliche« Kost sowie eine eher pflanzlich orientierte »Mittelmeerdiät« bekommen. Wie das Team in der Zeitschrift »Nutrients« schreibt, führte der höhere Fasergehalt der Mittelmeerdiät zu einer größeren bakteriellen Biomasse im Darm. Zusätzlich sei mehr Gas entstanden, so dass die Teilnehmer bei dieser Ernährung am Tag um mehr als die Hälfte häufiger und in größeren Mengen ausgasten. Unklar ist allerdings, ob die Effekte dauerhaft oder nur vorübergehend sind.

Für die Studie ernährten sich die Versuchspersonen jeweils zwei Wochen lang nach einem vorgegebenen Speiseplan, der entweder auf Brot, Fleisch- und Milchprodukten sowie Nudeln oder aber auf Salat, Obst, Gemüse und Olivenöl basierte. Mit Hilfe eines elektronischen Zählers zeichneten sie entfleuchende Darmgase auf und wogen den täglich produzierten Stuhl. In einem Fragebogen berichteten sie über ihre Verdauung und ihr Wohlbefinden.

Die Angaben erfolgten nach den regulären Mahlzeiten sowie einer besonderen »Wohlfühl-Mahlzeit« – die aus einem Schinken-Käse-Sandwich und einem Glas Orangensaft bestand. Die Arbeitsgruppe bestimmte mittels Magnetresonanztomografie den Füllgrad des Darms einschließlich Gasen, analysierte den Urin und katalogisierte die Bakterien und deren Stoffwechselprodukte in den gesammelten Fäkalien. Zusätzlich fing das Team bei allen Versuchspersonen nach einer Mahlzeit mit Hilfe eines rektalen Ballonkatheters die Darmgase auf und bestimmte ihr Volumen.

Bei der Befragung zeigten sich kaum nennenswerte Unterschiede zwischen beiden Ernährungsformen, allein bei den Darmgasen schon. Die Versuchspersonen berichteten während der Mittelmeerdiät von häufigeren Darmgeräuschen sowie Flatulenzen. Die Zählung bestätigte das, und auch die Volumenbestimmung mit dem in die relevante Körperöffnung gesteckten Ballonkatheter ergab eine größere Gasmenge.

Die Ursache der Veränderungen sieht die Arbeitsgruppe im Mikrobiom des Darms. Die Lebensmittel der Mittelmeerdiät sorgen dafür, dass die Gesamtbiomasse und der Anteil an Fasern verdauenden Bakterien zunehmen. Dabei veränderte sich die grundsätzliche Zusammensetzung der Darmflora allerdings kaum.

Dafür zeigten die Analysen der Stoffwechselprodukte, dass sich die Biochemie der Mikroorganismen deutlich veränderte. Insgesamt identifizierten die Fachleute 27 Stoffwechselwege, die bei der Mittelmeerdiät öfter vorkamen. Einige davon fanden sie ausschließlich bei dieser Ernährungsform. Die fleischreiche Ernährung dagegen erhöhte bestimmte Entzündungsmarker im Urin, was sich mit Ergebnissen vorheriger Studien deckt.

Fraglich ist, wie aussagekräftig die aktuelle Untersuchung tatsächlich ist. Unklar ist etwa, was die beobachteten Unterschiede letztendlich für die Gesundheit bedeuten, zumal nur wenige Personen an der Studie teilgenommen haben. Außerdem wirkt sich Ernährung über Jahre oder Jahrzehnte auf den Körper aus. So könnte der Untersuchungszeitraum schlicht zu kurz gewesen sein, um eine stärkere Veränderung des Mikrobioms zu beobachten. Ebenso wäre es möglich, dass sich die Gasproduktion nach einer gewissen Zeit auf Normalmaß reduziert.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.