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Meeresforschung: Mobile Todeszone im Atlantik entdeckt

Deutsche Meeresforscher beobachteten ein bislang unbekanntes Phänomen im Atlantik: Ein riesiger und praktisch sauerstoffloser Wasserwirbel driftete durch den Ozean.
Wasserwirbel im Atlantik

In den Ozeanen der Erde kreisen unzählige kleinere und größere Strömungswirbel – so genannte Eddys –, die beispielsweise Wärmeenergie, Kunststoffmüll oder Plankton in nahezu abgeschlossenen Systemen durch die Weltmeere transportieren. Ein besonderes und bislang unbekanntes Exemplar beobachteten Meeresforscher um Johannes Karstensen vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung im tropischen Atlantik: Sie wiesen erstmals hier eine nahezu sauerstofffreie Zone im offenen Ozean nach – bisher kannte man derartige Gebiete nur von der afrikanischen Westküste in den Tropen, wo natürliche Prozesse die Sauerstoffarmut bedingen. Auf Grund wechselnder Strömungsbedingungen vermischen sich hier unterschiedliche Wassermassen, so dass sich daraus Wirbel entwickeln, die anschließend Richtung Westen über den Atlantik wandern. Ursprünglich weisen sie keine ausgeprägt niedrigen Sauerstoffkonzentrationen auf, dafür sind sie relativ nährstoffreich.

Die warmen und sonnigen Bedingungen fördern dann zusätzlich das Wachstum von Algen, deren Blüten selbst auf Satellitenbildern erkennbar sind, weil sie einen dichten Teppich an der Meeresoberfläche ausbilden. Stirbt das Plankton ab, bauen Bakterien die toten Mikroorganismen ab – und zehren dabei den vorhandenen Sauerstoff auf. Gleichzeitig verhindern die starken Strömungen des Wirbels den Wasseraustausch mit dem umgebenden Ozean, so dass die Konzentration des lebenswichtigen Gases bald extrem tief sinkt: Eine marine Todeszone entsteht, die weiter durch das Meer wandert, bis sich der Wirbel letztlich selbst auflöst und das Wasser sich wieder vermischt. Prinzipiell ähnelt dieser Prozess der Entstehung anoxischer und lebensfeindlicher Flächen in Binnenseen oder vor den Mündungsgebieten großer Flüsse, die reichlich landwirtschaftliche Nährstoffe eintragen und dadurch tödliche Algenblüten auslösen. Im Gegensatz dazu handelt es sich bei den sauerstofflosen Wirbeln allerdings um natürliche Gebilde, die ihren Zustand selbst produzieren. Als Nächstes wollen die Forscher untersuchen, wie Lebewesen reagieren, wenn sie auf diese driftenden Todeszonen treffen, welche Rolle die Wirbel für den Gas- und Nährstoffaustausch im Atlantik spielen – und was passiert, wenn sie unterwegs auf eine Inselgruppe wie die Kapverden treffen.

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